CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Anti-Depressive Delivery - Feel melt release escape
(59:33, The Laser's Edge, 2004)

Wenn sich Musiker u.a. von Fig Leaf und Maelström zusammentun und was eigenes auf die Beine stellen, dann entsteht als Quintessenz daraus Anti-Depressive Delivery, eine neue Band aus Norwegen, die klassischen Progressive / Hard Rock mit einigen modernen Elementen voll roher Energie verbindet. Hier wird auf wuchtige, heftigst rockende Weise die Vergangenheit beschworen (Mellotron, Hammond, pumpender Bass), während der Härtegrad zuweilen an aktuelle Bands erinnert. Als etwaiger Vergleich kommen einem dabei die Labelkollegen von Somnambulist in den Sinn, wobei Anti-Depressive Delivery weniger komplex, dafür aber härter erklingen. Mit reichlich Vorschußlorbeeren gesegnet - das 2003 veröffentlichte Demo "Voyage of No-Brain Discovery" wurde als Demo des Jahres im Monster Magazine gekürt - löst der erste offizielle Longplayer das Versprechen einer hoffnungsvollen Newcomer Band ein. Geschickt werden hier antike Keyboardsounds mit harten Gitarrenriffs angereichert und zu guter letzt auch noch expressiver Gesang draufgesetzt. "Feel melt release escape" röhrt, röchelt, atmet mit jedem Takt 70s Feeling, ohne sich den Vorwurf eines peinliches Wiederaufgusses gefallen lassen zu müssen. Besonders erwähnenswert ist hier das King Crimson angelehnte "The Anti-Depressive Delivery" und als komplette Ausnahme zum sonstigen Album, das über 15-minütige "Bones & Money", welches wesentlich sinfonischer, mit deutlich mehr Keyboards daherkommt und zuweilen an die frühen Kansas erinnert. Das absolute Highlight dieses echt formidablen Debüts. Zwar wirkt die Werbebotschaft des Labels "The prog world may never be the same" geringfügig übertrieben, aber wer auf das voll rockende Retrobrett in härterer Ausführung steht, bekommt hier bestes Material auf die Lauscher gehauen, von dem man natürlich inständig hofft, dass eine Fortsetzung folgen mag.

Kristian Selm



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