CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Michael Pinnella - Enter by the twelfth gate
(44:16, InsideOut, 2004)
Tastenalarm! Wenn Keyboarder Soloalben einspielen, ist immer erhöhte Vorsicht geboten, denn bisweilen verkomme solche Alben zu wahren Klimperorgien, wird hier alles in kitschiger oder leicht anspruchsvoll wirkender klassischer Weise aufgefahren, was die schwarzen und weißen Tasten so hergeben. Genau in diese Falle fällt über weite Strecken leider auch "Enter by the twelfth gate", das erste Soloalbum des Symphony X Keyboarders Michael Pinnella. Mit seiner ursprünglichen Combo hat dieses Werk nur sehr am Rande etwas zu tun, denn hier regiert Tastengeflitze bis zum Abwinken, von Prog Metal keine Spur weit und breit. Dabei fällt Michael Pinnella ohne Netz und doppelten Boden in die nach oben offene Wakeman Skala der klanglichen Austauschbarkeit. Dies hat nichts mit den technischen Fertigkeiten des Amerikaners zu tun, denn er hat ohne Zweifel einiges drauf, aber viel zu oft werden hier die gleichen klebrigen Synthiesounds verwendet oder mit Klavier einer Art Pseudo-Klassik gehuldigt - "Piano Concerto #1" ist dann auch gleich mit drei kurzen Sätzen vertreten. Das klingt über weite Strecken eben so typisch nach Keyboardsoloalbum, wie man es schon viel zu oft gehört hat, da hätte etwas Abwechslung durch Gastmusiker sicherlich einiges bewirken können. So muss man bis zum letzten Stück "Cross the bridge" warten, bis mal etwas Genialität aufblitzt, denn endlich wird mit leichtem Jazz Rock Einschlag mehr als nur stromlinien-konformes Tastengedudel präsentiert. So wird "Enter by the twelfth gate" definitiv nur ein Nischenalbum für absolute Keyboardfreaks oder Hardcore Symphony X Fans bleiben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004