CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Opabinia - Opabinia
(67:51, Tutinoko Records, 2004)
Die Japaner Opabinia fangen gleich mit einem obercoolen und ziemlich freakigen Psychedelic Jazzrock an. Keine Ahnung, ob sie wissen, wie komisch ihr Name im Deutschen klingt, auf alle Fälle hat die Komik des Namens eine hübsche Entsprechung in der Musik. "Shower (passing) of passion" ist von grandioser Schnoddrigkeit. Auch die weiteren Stücke des Debüts dieses japanischen Trios sind nicht zu fricklig. Aber komplex bis in die Wurzeln. Kazuto Shimizu (key, cl, xyl), Natsuki Kido (g, bandolin), Yasuhiro Yoshigaki (dr, perc) und Gastviolinist Yuriko Mukoujama (in 2 Songs) basteln frei nach Laune und mit viel kompositorischem Geschick ein Musikgefüge, das Avantrock, Prog, Psychedelic und Folk in sehr eigener, teilweise schön harter, aber auch gemilderter und eher ausgeflippter, humoriger Weise verschmilzt. Das klingt schon mal wie die Filmmusik zum Film mit dem Selbstmord des Clowns vor Publikum in der Manege. Trotz aller Heavyness gibt sich die Band mit verschmitzter Lässigkeit, entwirft großzügige, mit straffer Hand arrangierte Ideen. Da gibt es komische Motive, die in harten Gitarrensoli gipfeln, von einem fast schon klassischen Piano und irrsinnigem Getrommel begleitet. Faszinierend das Gitarrenspiel: die Soli und langen Improvisationen klingen schemenfrei, frisch und mitreißend. Sehr emotional, diese schrägen Parts. Part 2 der "The lowest variations" torkelt über 9 Minuten lang witzig, überdreht und seltsam agil, gleichsam stumpf und einsilbig dahin. Die komplett instrumentale CD ist in allen 69 Minuten sehr erfrischend. Da werden, wie in "(Slight) Googli-Moogli" liedhafte Strukturen in den Raum geworfen, die dann in 5 eigenwilligen Minuten hin und her geschubst werden. 50er Jahre Jazz, schräger Country und Anklänge an jüdische Folklore werden zu einem liebenswerten Stück Musik verbandelt. Bevor jedoch alles zu niedlich und süß wird, dreht die Band wieder auf und präsentiert sich von rasanter Seite. Das klingt dann, als würden Gong und The Grateful Dead Speed Metal machen. Was würde Obelix sagen: die spinnen, die Japaner! Und da er das nie so wirklich böse meint und einer der liebenswertesten Figuren dieses Planeten ist, kann ich mich da nur anschließen. Großer Spaß, gute Unterhaltung. Tipp!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2004