CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Just Offshore - Just Offshore
(48:17, Power Voltage Records, 2004)
Just Offshore ist kein Bandkonzept, sondern es steckt ein Solist dahinter, nämlich ein gewisser Russ Mate. Der Amerikaner hat alle acht Titel ausschließlich auf seinem Keyboardarsenal eingespielt. Er selbst beschreibt sein Debütalbum als eine bemerkenswerte Reise durch Stimmungen und Emotionen und bezeichnet sie wahlweise als Progressive Electronic oder Progressive Electronica (was ist da der Unterschied?) oder Ambient oder New Age Music. Nun ja, als progressiv würde ich es nicht unbedingt beschreiben, New Age trifft es bisweilen besser, Ambient nur ansatzweise. Die Titel sind für Elektronik-Musik-Alben vergleichsweise kurz gehalten, sie schwanken zwischen 3 und 8 Minuten. Sich extrem langsam entwickelnde oder ständig repetierende Parts sind also nicht zu erwarten. Stattdessen erinnert mich Mates Musik das eine oder andere Mal an den leider kürzlich verstorbenen Michael Garrison (was wiederum in Richtung Jarre führt), vielleicht auch mal randwertig an Vangelis. Einen groben Schnitzer hat Mate allerdings begangen, denn seine Version von "House of the rising sun" hätte nun wirklich nicht sein müssen. Der Titel ist kitschig und passt gar nicht ins Gesamtbild. Warum er diesen Song untergebracht hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Aber es gibt auch durchaus reizvolle, gelungene Titel, wie z.B. der Eröffnungstrack "Ocean storm", mein persönlicher Favorit auf dem Album. Man sollte sich jetzt nicht ein Album voller Loops und Sequenzen vorstellen, Mate zeigt auch Spielfähigkeiten. In solchen Momenten klingt dann auch mal eine Prise Wakeman durch - was möglicherweise auch den oben aufgeführten Begriff Progressive rechtfertigen soll. Dass aber in manchen Reviews eine Nähe zu Yes oder Mike Oldfield gesehen wird, halte ich für völlig abwegig, denn mit der Musik von Yes hat Just Offshore rein gar nichts zu tun, und Oldfield höre ich hier auch nicht raus. Insgesamt ein netter Keyboard-Trip, der ein paar schöne Ideen aufweist, bisweilen aber auch etwas oberflächlich wirkt. Als Debüt ein ordentlicher Start, um sich aber in der Elektronik-Szene einen Namen zu machen, muss mehr kommen. Ob das schon mit dem zweiten Album passiert, bleibt abzuwarten.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2004