CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

The Richard Leo Johnson Trio - Poetry of appliance
(44:59, Cuneiform, 2004)

Cuneiform sind ja bekannt dafür, dass ihre Veröffentlichungen nicht unbedingt unter dem Motto "leicht verdaulich" laufen, auch wenn sie gerne recht unverfänglich mit Stilzuordnungen wie "File under: Progressive Rock" oder wie im Fall vom Richard Leo Johnson Trio "File under: Rock" als Werbebotschaft agieren. So ist natürlich "Poetry of appliance" nicht unbedingt Rockmusik nach bekannten Strickmustern, vielmehr umspannt das Trio eine recht weite instrumentale Bandbreite von Folk, Rock und Jazz Rock, welches hauptsächlich in akustischer, zugleich äußerst frischer Schlichtheit präsentiert wird. Zwar drückt Gitarrist Richard Leo Johnson mit seiner zurückgenommenen, aber prägnanten Spielweise dem Album seinen Stempel auf, aber vor allem Geiger Ricardo Ochoa setzt sich als weiteres, sehr prägnantes Merkmal auf diesem Album deutlich vernehmbar in Szene. So leben die Kompositionen meist vom fragilen Miteinander akustischer Gitarrentöne und mal sachter, mal expressiver Violinenarbeit. Doch trotz der weitgehenden Zurückhaltung, dem Besinnen auf mehr sparsame Instrumentierung, findet man in den Zwischentönen einiges an Abwechslung, auch wenn auf diesem Album eher eine verträumte, leicht melancholische Grundstimmung vorherrscht, man bisweilen aber ebenso in temporeiche Interaktion verfällt. Auch wenn der Playboy überschwänglich lobhudelte (sicherlich eines der wichtigsten Magazine für Musikkritiken, welches nur durch künstlerisch wertvolle Abbildungen nackter, weiblicher Körper immer wieder ablenkt...):"Richard Leo Johnson ist einer der innovativsten Gitarristen seit Jimi Hendrix", so kommt man nicht umhin dem amerikanischen Gitarristen ein feines Gespür für fragile Momente und interessante, nicht alltägliche Zwischentöne zu attestieren. "Poetry of appliance" - ein Album für die Freunde stilübergreifender Akustikmusik.

Kristian Selm



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