CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Alexl - Tris
(60:00, Rock Symphony, 2004)
Alexl steht für Alexandre Loureiro, es handelt sich also nicht um eine Band, sondern um einen Solokünstler. Und ich denke, es lohnt sich, diesen Namen vorzumerken. Er hat sämtliche Titel komponiert und arrangiert - insgesamt 12 an der Zahl, die es auf exakt 60 Minuten Spielzeit bringen. Er spielt Tasteninstrumente, Gitarren, Bass, Perkussion, Flöte und diverse exotische Instrumente. Aber Loureiro will hier nicht als 1-Mann-Orchester glänzen, denn er hat viele Gastmusiker ins Studio gerufen, und dabei hat er offenbar eine gute Wahl getroffen. Herausgekommen ist ein erstaunlich homogenes Album, das mir seinen Reiz erst beim zweiten oder dritten Hören offenbarte. Auf harte Gitarrenriffs wartet man hier vergeblich, aber ein Bezugspunkt wird sehr schnell überaus deutlich: Gentle Giant. Und zwar die sanfte Seite des sanften Riesens, also die eher ruhigen Titel, denen Keyboarder Kerry Minnear mit seiner weichen Stimme den Stempel aufsetzte. Man denke an Songs wie an "Inmates lullabye", "Aspiration" oder "Think of me with kindness", und man kommt dem, was an einigen Stellen dieses Albums geboten wird, schon recht nahe. Die GG-typischen Kanongesänge, vertrackte Rhythmen - genau das findet man z.B. auf Titeln wie "Circulos" oder dem tollen "Porem...quanto?". Natürlich wird nicht gleich die Klasse von GG erreicht, aber ein Großteil der präsentierten Titel weiß mich als alten GG-Fan durchaus zu überzeugen. Hinzu kommt, dass Alexl auch Instrumente wie Klarinette, Oboe oder Cello wirkungsvoll einzusetzen weiß. Der in Portugiesisch vorgetragene Gesang ist unauffällig und erinnert bisweilen an Kerry Minnear. Sicherlich kein Verkaufsschlager, aber doch ein sehr schönes Album, das Musea in Kooperation mit Rock Symphony hier anbietet, und das Beachtung verdient. Ein liebevoll gemachter Multimediateil ist übrigens ebenfalls enthalten.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2004