CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Giardini D'Autunno - Framenti di idee perdute
(47:29, Mellow Records, 2004)

Beim Durchhören diverser Neuerscheinungen (hauptsächlich vom Mellow Label) hinterließ lediglich das vorliegende Werk einen nachhaltigen Eindruck. Während die anderen Alben fast durch die Bank dadurch auffielen, dass sie eben durch rein gar nichts auffielen, blieb diese Musik bei mir doch hängen. Also schnell nachgeschaut, wie diese viel versprechende Band denn nun heißt. Giardini d'Autunno. Aha. Ein Blick ins Booklet verrät mir, dass es sich bei dieser Band um ein Trio handelt. Wobei der Sänger Emiliano Germani lediglich auf dem letzten Track zu hören ist, während Andrea Scala für die Schlagzeugparts verantwortlich ist. Also handelt es sich hier eher um das 1-Mann-Projekt des Multiinstrumentalisten Tiziano Rea. Dieser bearbeitet sämtliche Tasten- und Saiteninstrumente und hat natürlich alle Titel komponiert. Respekt, der Mann hat wirklich einiges drauf! Und es war sicherlich auch eine gute Idee, die Rhythmusparts nicht zu programmieren, sondern durch einen leibhaftigen Schlagzeuger einzuspielen. Wer ihn musikalisch stark beeinflusst hat, wird meiner Meinung nach leicht deutlich: im wesentlichen King Crimson und Goblin, dazu aber auch eine Prise Genesis. Die Musik wechselt zwischen ruhigen, meist durch die Keyboards bestimmten Titeln (z.B. mit Cello- oder Spieluhrsound) und Bombastausbrüchen Marke King Crimson. Rea arbeitet gern mit Stimmensamples, wie man sie beispielsweise beim letzten (was wohl leider wörtlich zu nehmen ist) Goblin-Album "Nonhosonno" hören kann. Außerdem weiß er das Mellotron sehr geschickt einzusetzen, und zwar nicht zu knapp. Die so erzeugten Stimmungen erinnern mich sehr stark an das King Crimson - Album Lizard (vergleiche "Cirkus"). Bei den ruhigen Gitarrenpassagen klingt auch mal ein wenig Änglagård durch. Auf "Interludio, Parte 1" höre ich neben Genesis auch ein wenig Nektars "A tab in the ocean" raus. Wenn Rea mal gitarrenmäßig in Richtung King Crimson arbeitet, wirkt dies höchstens leicht angeschrägt - also immer recht moderat, nie wirklich richtig schräg. Zwar handelt es sich hier eher um ein low budget-Projekt, aber - und das ist schließlich das wichtigste - Herr Rea weiß mit feinen Kompositionen zu überzeugen, und was er hier unter der Mithilfe von "Mr. Überall" Fabio Zuffanti zu Stande gebracht hat, verdient höchsten Respekt. Eine wirklich schöne Platte. Ich werde auf jeden Fall sehr genau weiter verfolgen, was Herr Rea demnächst noch an musikalischem Output anzubieten hat. Für Fans der oben genannten Goblin, KC, Änglagard dürfte Giardini d'Autunno jedenfalls eine sehr interessante Adresse sein können. Klasse!

Jürgen Meurer



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