CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Aigues Vives - Water of seasons
(55:19, Garden Of Delights, 1979)
Aigues Vives wurde 1971 gegründet. Der Bandname bezieht sich auf einen Ort in Südfrankreich und bedeutet "lebendiges Wasser" oder "muntere Quelle". Die Band spielte straighten Rock und Progressive Rock. Doch zu Beginn 1974 löste Aigues Vives sich auf. Daraufhin wurde Aigues Vives II gegründet. Jedoch in akustischer Besetzung als reine Folkband. Aigues Vives spielten jetzt einige ihrer früheren Stücke und neue Songs akustisch. 1979 wurde die bis dahin als Quartett besetzte Band personell aufgestockt. Zu Michael Wolff (voc, acc-g, perc), Roland Enders (voc, acc-g, mand), Paul Possart (vi) und Elisabeth Laumen (Mischpult) kamen Hendrikje Horn (fl, voc, perc), Karl Beck (b, g, voc), Franz Kremer (fl, g, banjo, voc) und Malte Burchard (Management, Mischpult). In dieser Besetzung wurde in nur 6 Tagen die LP "Water of seasons" eingespielt. Darauf wechseln sich forsche Lieder mit melancholischen Stücken ab. Der harmonische Gruppengesang und viele instrumentale Finessen in dieser lyrisch-leisen, verträumten Art sind angenehm, die dichten Arrangements haben einige Überraschungen und Stimmungswechsel. Doch es gibt auch etliche Allgemeinplätze. Manche Harmonie ist arg süß, manche Idee fürchterlich spröde, so einiges banal. Eine gewisse unbedarft-fröhliche Naivität steht ganz offenbar hinter den Liedern. Das unterscheidet sie von ähnlich orientierten Bands wie etwas den Holländern Flairck, die mit mehr Mut und Virtuosität arbeiteten, oder Gryphon, die mehr Tiefgang und Intensität hatten. Trotzdem sind die Songs sicherlich nicht belanglos oder uninteressant. Dort ein (elektrisches) Gitarrensolo, ein Synthesizer-Arrangement oder das Spiel der akustischen Geige machen kleine Macken wett. 1981 löste diese Besetzung sich auf, einige Leute gingen, andere kamen. Aigues Vives III trat in die Folk-Rock-Periode ein. Vor allem seit 1983/84, als Schlagzeuger Richard Bellinghausen zu Aigues Vives kam und die Musik wieder mehr in die rockige Richtung trieb. In dieser Zeit wurde eine Kassette mit neuen Songs aufgenommen, die für eine zweite LP geplant waren, zu der es nie kam. 4 dieser Stücke sind als Bonus auf die CD gekommen, und die Songs werten die CD erheblich auf. Die Motive sind forscher, kräftiger und die Einspielung klingt insgesamt mitreißender und spannender, als hätte die Band nur darauf gewartet! Doch just jetzt löste sich Aigues Vives für immer auf. Die Geschichte der Band und etliche Fotos sind im dicken Booklet zu finden, wie immer bei Garden of Delights wurde ganze Arbeit geleistet, die CD-Veröffentlichung ist vollständig gelungen.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2004