CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Mary Fahl - The other side of time
(61:28; Sony; 2003)

Ich nehme mal an, dass einige unserer Leser früher (früher war sowieso alles besser, aber da hatten wir ja noch unseren Kaiser) auch das SRM gelesen haben, und so mancher wird sich noch an die extrem euphorische Besprechung des ersten Albums des October Projects erinnern. Das war zwar kein Prog, aber Musik mit einer einmalig bezaubernden Atmosphäre. Eine zweite CD und eine Tour als Vorband der Crash Test Dummies folgten, bevor die Plattenbosse diese Band voller Hoffnungen sterben lies. Ein Markenzeichen des October Projects war die Stimme von Mary Fahl. Wer diese Stimme einmal gehört hat, wird sie nie mehr vergessen. Nicht mehr ganz neu ist ihr inzwischen zweites Soloalbum "The other side of time". Ich bin selbst erst kürzlich darauf aufmerksam geworden und es wäre schade, würde dieses Werk untergehen. "The other side of time" ist noch mehr auf den Gesang von Mary ausgerichtet als October Project und enthält 14 wirklich sehr schöne Lieder. Auch kein Prog, und eigentlich auch kein Rock, ist das musikalische Spektrum zwischen Singer / Songwriter / Folk und Klassik angesiedelt. Die meisten Songs sind Eigenkompositionen von Mary und ihrer Band, ausserdem Traditionals und eine Donizetti - Arie, genau das Richtige für eine klassisch gebildete Altstimme. Wer Internetzugang hat, kann sich noch zwei Bonustracks und Videos reinziehen, für die man allerdings eine Lupe benötigt. Eine Äußerung von Deep Purple - Gitarrist Steve Morse gegenüber dem Boston Globe ist der passende Schluss für diesen Beitrag: "Mary Fahl has a voice for the Gods."

Andreas Schütze



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