CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Enchant - Live at last
(72:31 + 78:54, InsideOut, 2004)
1993 veröffentlichten Enchant ihr vielbeachtetes Debüt "A blueprint of the world", wobei es ihnen sicherlich hilfreich war, dass ein gewisser Steve Rothery, seines Zeichens Marillion Gitarrist, einige Titel mitproduzierte. Seit dem haben die Jungs aus der Bay Area zwar einige Line-Up Wechsel zu verkraften gehabt, aber über die Jahre in fast gleichbleibender Qualität ihre rockig-melodischen Alben veröffentlicht. Ihr progressiv angehauchter Gitarrenrock, der sich bis hinein in den Melodic Rock und amerikanischen Rock Mainstream mit Ideen bedient, verfügt vor allem durch Sänger Ted Leonard und Gitarrist Doug Ott über zwei unverwechselbare Markenzeichen. Mit "Live at last" zieht die kalifornische Band so etwas wie ein Resümee des bisher Erreichten. In ihrer Heimatstand Oakland mitgeschnitten, spielte die Band dieses Frühjahr ein einmaliges Konzert, welches man für gleichzeitige DVD und CD Veröffentlichung mitschnitt. So gibt sich die Fünfer dem Anlass entsprechend sehr spielfreudig und bietet auf 23 Titeln nicht nur einen repräsentativen Querschnitt durch die sicherlich besten Songs aller sieben Studioalben (oder wie es Sänger Ted Leonard meint: "Wir spielen heute Abend rund ein Drittel aller Titel, die wir jemals aufgenommen haben"), sondern es werden auch eher selten bzw. schon lange nicht mehr gespielte Songperlen ausgepackt. Auch wenn man Enchant die amerikanischen Wurzeln anhört, bei ihnen alles etwas lockerer, lässiger, verspielter und weniger komplex bzw. verschachtelt wirkt, so beweisen sie neben dem unverkennbaren Wiedererkennungswert, ein gutes Gespür für Melodik und griffigen Rock. Aus abwertenden Kritikermund, war da auch schon mal von "Progressive Rock im stadiontauglichen AOR Gewand" die Rede. Doch egal "Live at last" ist eine gute Werkschau durch mehr als ein Jahrzehnt Echant, die mit einem kurzen Akustikset und einigen Ausschmückungen im Repertoire beweisen, dass sie auch den Livetest bestens bestehen. Leider schlichen sich jedoch auch einige böse Verspieler ein, die den positiven Gesamteindruck trüben, hat die zweite CD nicht mehr ganz die Power des ersten Silberlings. Na ja egal, auf das nächste Jahrzehnt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004