CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Eccentric Orbit - Attack of the Martians
(45:45, Privatpressung, 2004)

So einfach kann man Proggies fangen! Eccentric Orbit (u.a. mit ehemaligen Mitgliedern von Pye Fyte - keine Angst, den Namen muss man nicht gehört haben, ist eher eine relativ unbekannte Progband, die sicherlich nur absolute Spezialisten kennen, auch wenn ihre CD bereits vor sechs Jahren Berücksichtigung im PNL fand) fahren auf ihrem Debüt "Attack of the Martians" gleich zu Beginn eine derart fette Mellotronsalve auf, dass man vor Begeisterung und völlig besinnungslos lossabbert! Mmmmh Mellotron - mehr davon - hoppala, wie sieht den meine Tastatur auf einmal aus? Hat man erst einmal diesen Ohr-Orgasmus verdaut, setzt etwas später wieder das Hirn ein, dann merkt man doch, dass hier nicht nur plakativ in den Sounds, die die Prog-Welt bedeuten, herumgerührt wird, sondern der Retro Prog des amerikanischen Vierers funktioniert noch auf ganz anderen Ebenen. Hin und wieder finden sich auch moderne Elemente in den Sounds wieder, nicht alles funktioniert hier nach der Devise: zurück in die Vergangenheit. Doch vorzugsweise wird sich offensichtlich bei ELP bedient, beim Beginn von "Attack of the Martians" gewollt oder ungewollt Bancos "La conquista della posizione eretta" zitiert, vor allem Keyboard-dominierter Prog der komplexeren Sorte ausgepackt. Jedoch bekommt die anfängliche Begeisterung auch einige Schubser verpasst, denn mit der Zeit schleichen sich neben Orgel- und Mellotronklängen auch einige käsige Keyboardsounds ein, wirkt zudem der Drumsound doch arg technisch und synthetisch. Nach furiosen Beginn verliert das Album im weiteren Verlauf den rechten Dampf. Vor allem der 14-minütige Longtrack "Forbidden planet" kommt nur ganz zäh in die Gänge, gewinnt kurzfristig in den Mellotronpassagen, um aber einfach in zu durchschaubaren Tonleiter rauf, Tonleiter runter Spiel zu münden. Durch die stetige Abflachung von "Attack of the Martians" kann man dieser Produktion nur solides Mittelmaß, zu Beginn durchaus aber begeisterndes Potenzial attestieren. Andere Kritiken scheinen dies aber ganz anders zu sehen, wie die Kritiken auf der Homepage der Band beweisen. Insgesamt also eher eine recht zweischneidige Sache, deswegen einfach mal auf der Homepage der Band vorbeisurfen und selbst reinhören.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2004