CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Dr.No - El bufó de la cort
(52:10, Privatpressung, 2003)
Als ich zum ersten mal auf der Dr.No Website vorbeischaute ohne irgend etwas genaueres über die Band zu wissen, erweckte sich für mich der Eindruck, dass diese Band wohl Neo Prog im Stil der Fish-Ära von Marillion spielen müsste. Diese Schlussfolgerung wurde noch bestätigt, als ich mir die Bilder der Bandmitglieder anschaute, wo sich jemand das Gesicht genau im typischen Fish-Stil angemalt hatte. Nachdem ich jedoch die Musik von Dr.No angehört habe, musste ich feststellen, dass ich zwar mit der Neo Prog Vermutung sehr gut lag, obwohl es sich nicht unbedingt um die Marillion-ähnliche Musik handelt, aber die Musiker dennoch ihre eigene Persönlichkeit einbringen. Schlussendlich handelt es um ein wunderbares Neo Prog Album, dass sich keineswegs vor anderen Bands des gleichen Genres, wie z.B. Pendragon, Tempus Fugit oder Clepsydra verstecken braucht. "El bufó de la cort" ist das Debütalbum von Dr.No, welches die Band letztes Jahr selbst produzierte und herausbrachte, jedoch vom holländischen Label Xymphonia Records dieses Jahr remastered und neu veröffentlicht wurde. Die Album beinhaltet neun gleich starke Tracks dieser spanischen Band, die die Erwartung des Hörers bestens bedienen und durch die gleichbleibende Qualität gleich beim ersten Hördurchgang fesseln können. Es sind vor allem harmonisch aufeinander abgestimmten, grandiosen Gitarren- und Keyboardläufe, die in den instrumentalen Passagen begeistern. Die Musik von Dr.No ist jene Art von Musik, bei der man weiß, wenn man sie früh morgens, bevor man zur Arbeit geht, anhört, es mit Sicherheit ein guter Tag wird, dass auf einmal alles im Leben positiv ausschaut. Diese Band hat Musik erschaffen, die vom Herzen kommt und ehrliche Freude ausstrahlt. Noch ein weiterer interessanter Punkt: als Sprache verwenden Dr.No katalanisch, welches sich sehr vom traditionellen spanisch unterscheidet, jedoch gleichzeitig schön, aber auch irgendwie exotisch klingt. Wie bereits gesagt, bewegen sich alle neun Songs (zwei davon sind übrigens Livetracks, die am 30.1.2004 in Barcelona aufgenommen wurden) auf gleichem Niveau, was es schwierig macht ein Highlight herauszuheben. Auch wenn dieses Album vor allem die Neo Prog Fans ansprechen wird, gibt es auch einige Ähnlichkeiten zu Camel, da vor allem die Gitarrenarbeit an Andy Latimer erinnert.
Andreas Schütze
JdM
© Progressive Newsletter 2004