CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Jean Pascal Boffo - Infini
(55:55, Musea, 2004)
Er gehört zum festen Inventar von Musea: Jean Pascal Boffo, der französische Gitarrist, der vor mehr als 20 Jahren als einer der ersten Künstler bei Musea unter Vertrag genommen wurde. Der Künstler, den man laut Plattenlabel als den französischen Pat Metheny bezeichnet, gibt sich auf "Infini" einem ruhigem, coolen Bar Jazz Rock in eher leicht verdaulicher Spielweise hin. Holte er sich früher zuweilen musikalische Begleiter mit ins Studio, griff er beim letzten Album "Parfum d'etoiles" sogar auf Gesang zurück, so ist das komplett instrumentale "Infini" völlig im Alleingang produziert, arrangiert, gemixt und gemastert, bedient der Multi-Instrumentalist neben Gitarre jede Menge Samples und Loops, drückt zudem zurückhaltend in die Tasten. Seine Kompositionen wirken urban unterkühlt, sind musikalisch eher spartanisch zugleich aber auch sehr detailverliebt angelegt, von den Sounds recht zeitgemäß, eher elektronisch orientiert. Da tickern die Takte, schweben feine Gitarrenlinien und Pianofiguren wohldurchdacht durch den Äther, wobei Boffo eine sehr intime Atmosphäre erschafft, die gänzlich auf Virtuosität verzichtet. Musea packt beim Vergleich im Pressezettel mal wieder die großen Namen aus und zaubert Steve Hackett, Anthony Philipps und Mike Oldfield aus dem Hut. Jedoch klingt Jean Pascal Boffo gerade auf diesem Werk sehr eigenständig und lässt nur wenige Anhaltspunkte zu den erwähnten Künstlern zu, am ehesten erinnert sein Spiel in einigen Passagen an die Frippertronics und Soundscapes vom King Crimson Mastermind. So bleibt "Infini" letztendlich eine entspannte Scheibe ohne richtige Aufreger, die in ihrer zurückhaltenden, relaxten Art durchaus etwas mehr Schwung vertragen hätte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004