CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Zinkl - The temptation of Saint Anthony
(49:18, Prudence, 2004)

Auf seinem siebten Album taucht der in München lebende Elektronikkünstler Anton Zinkl, wieder mal tief hinein in seine ganz eigene Welt zwischen moderner Kammermusik und elektronisch durchtränktem Progressive / Art Rock. Lediglich von Keyboards und synthetischen Instrumenten eingespielt, entstehen hier sehr vielschichtig gestalteten Kompositionen, die mal liedhafter Schönheit huldigen, sich aber an anderen Stellen auch sehr standhaft durch Chamber Rock angelehnte Sprunghaftigkeit durchkämpfen. Die Musik des Einmannorchesters hat immer eine fast schon cineastische, recht experimentelle Komponente, die unwillkürlich nicht gerade alltägliche Kurzfilme im Kopf auslösen. Zinkls Einfälle sind weit entfernt, sofort eingängig zu sein, die verwendeten Rhythmen weitab von einheitlichen Taktfolgen, deswegen fordert sein musikalischer Freistil die ganze Aufmerksamkeit des Zuhörers. Nie ahnt man, wohin sich ein Stück hin bewegt, als Hörer wird man immer wieder auf Neue überrascht und von inneren Veränderungen und Wendungen überrascht. Ganz subjektiv betrachtet, fehlt mir jedoch in den einzelnen Stücken eine nachvollziehbare Richtung, da vieles doch zu wechselhaft, dadurch auch recht uneinheitlich geraten ist. Jedoch erschließen sich die fein ersponnenen Ideen nach mehrmaligem Hören immer besser, es hängt eben letztendlich alles von den eigenen Vorlieben für interessant gestaltete Elektronikmusik ab.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2004