CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Zen Rock And Roll - The birthright circle
(45:23, Progrock Records, 2004)

Da fallen mir spontan zwei Dinge ein: hinter Zen Rock and Roll verbirgt sich ein Prog Fan, der (fast) alles kennt. Und: der Typ mag zudem die 1980er Jahre. Das Booklet gibt nicht viele Informationen um die Band preis, nur dass Jonathan Saunders, Ken White und Rob Higginbotham involviert sind. Gerade mal 4 Songs gibt es auf der CD. Track 1 ist ein forsches Stück, in dem Harmonien präsentiert werden, die die frühen Genesis bereits gespielt hatten. Oh, oh, da ist was faul! Dann kriegt sich der nette Neoprog aber wieder ein und präsentiert einen knackigen Song mit tollem Harmoniegesang. Der zweite Song hat was von Supertramp und anderen (guten) Melodicrock-Acts. "Anthem" ist ein tolles Stück mit angenehmen Harmonien und einer überzeugenden Melodie. Beim ersten Hören noch klang gerade dieses Stück belanglos und dürftig, bei oftmaligem Hören verliert sich dieser Eindruck. Das folgende "Richard" (nein, kein Canterbury) klingt, als würden The Sweet und Foreigner den Bombasthammer auspacken (!). Melancholisch-lyrisches Mellotron(sample) ist schön fett eingebracht. Wieder klingt der Anfang wie geklaut. Erstaunlich, wie weit sich Jonathan Saunders in die Nähe der Klassiker wagt. Die 23 Minuten in "Circle" lassen andere Heroen der Rockmusik einfließen, Chicago (Peter Cetera) und Neil Young machen Symphonic Rock, kaum zu glauben, nicht wahr? Positiv ausgedrückt, dieses Projekt vereint bestimmte charakteristische Motive zu einer eigenen, faszinierenden Musik. Negativ ausgedrückt: die Jungs sind sehr inspiriert, tappen dabei jedoch von Senftopf zu Senftopf. Als würde die wunderbare Qualität der 1970er Bands im Neoprog der 1980er Jahre eingebettet werden. Vielleicht waren die Jungs ja 40 Jahre eingefroren und sind sofort danach ans Werk gegangen, dann konnten sie nicht wissen, was sie tun. Sicher ist, dass die 4 Songs gelungen sind. Erstaunlich und unverständlich nur der gar nicht so geringe Harmonieklau.

Volkmar Mantei



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