CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Vladimir Badirov Project - Greeting from Nostradamus
(54:39, Unicorn Records, 2004)
In den großen Suppentopf "World Music" wird ja gerne alles vermengt und hinein geschmissen, was sich irgendwie außerhalb der traditionellen außereuropäischen / -amerikanischen Hörgewohnheiten bewegt. Bisweilen wird jedoch ebenfalls einiges in herber Verwässerung hineingerührt, was letztendlich nur für ein fades Süppchen mit lauem Beigeschmack reicht. Ganz anders sieht die Sache jedoch beim international tätigen usbekischen Schlagzeuger Vladimir Badirov aus (er spielte u.a. in der "Warm Up" Band bei der letzten Peter Gabriel Tour), der hier feurig und raffiniert gewürzt, bei seinem "Project" traditionelle usbekische Musik mit modernen Klängen perfekt vereint. Das Endresultat ist eine spannende Symbiose von einheimischer Folklore mit deutlich arabischen, orientalischen Einschlag, sowie progressivem, elektronischen Rockgroove, der hin bis zu jazz-rockmusikalischen, flirrenden crimsonesken Rhythmusmustern reicht. Besonders beeindruckend und für europäische Ohren recht exotisch, ist natürlich die Verwendung von allerlei traditionellen Blas- und Streich-Instrumenten, die sich bestens mit westlichem Rockinstrumentarium ergänzen. Die Titel leben so vor allem von einer klangliche Tiefe und Vielfalt, wie man sie nur selten auf einem "normalen" Album findet. Der an einigen Stellen auftretende "Gesang" wird lediglich als weiteres Instrument verwendet. Vor allem geht das spannend verwobene Rhythmusgeflecht, aufbauend auf elektronischen Klängen, sehr flott nach vorne ab. Im Sauseschritt geht es so durch den orientalischen Bazar, in verquerer Gedanken wird der Brückenschlag zur deutlich dem Jazz Rock angelehnten Moderne gesucht. Einerseits beeindrucken Vladimir Badirov und seine Mitstreiter durch ihren andersartigen musikalischen Ansatz, andererseits klingt hier alles jedoch auch nicht zu fremdartig, als dass man sich gar nicht mehr zurechtfindet. So sind die 11 Grüße von Nostradamus (plus 3 Bonustracks) "World Music", die wirklich diese Umschreibung verdient.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004