CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
The Watch - Vacuum
(47:59, Lizard, 2004)
Wenn sich eine Band so exakt in Spielweise, Sound und Arrangement am Vorbild orientiert, dann ist dies natürlich immer ein gefährlicher Spagat zwischen wenig innovativen Plagiat und dem Versuch einer sachten Eigeninterpretation. Andererseits gehen The Watch bei ihrer deutlichen Genesis Verwandtschaft der Ära "Trespass" bis "Foxtrot" natürlich in gewisser Weise auch auf Nummer Sicher. Sie können sich auf jeden Fall der Zuwendung der zahlenmäßig nicht gerade kleinen Genesis Klientel relativ sicher sein, die hier bereitwillig zugreifen wird. Ein gefährlicher Eiertanz also, was eine Kritik vom zweiten The Watch Album "Vacuum" ebenfalls nicht ganz so einfach macht. Lässt man mal alle Vorbehalte und Vorwürfe des gnadenlosen Abkupfern außer Acht, dann liefern The Watch wiederum eine atmosphärisch dichte Interpretation mit zeitlich rückwärts gerichtetem Progressive Rock aus der Genesis dieses Stils ab. Egal, ob es nun um die frappierende Ähnlichkeit zu Peter Gabriel in Intonation und stimmlicher Bandbreite von Sänger Simone Rossetti geht oder die wirklich sehr gut eingefangene Spielfreude, kompositorische Magie und Virtuosität der frühen Genesisalben betrifft, die Italiener schaffen es die Uhr mühelos um mehr als 30 Jahre zurückzudrehen. Zwar treten mehrmals gewisse Aha-Effekte auf, als ob man in einer Zeitschleife gefangen wurde, aber zugegebenermaßen macht das Anhören von "Vacuum" auch irgendwie wirklich Spaß und hält den Test von mehreren Durchläufen ebenfalls mühelos stand. Ob man nun persönlich mit diesem Album zurecht kommt, hängt allein davon ab, in wieweit man selbst ein Faible für gut gemachte Quasi "Cover"band hat. Aber egal, was man nun von The Watch halten soll, auf jeden Fall gelingt ihnen die Weiterführung ihres Vorbildes auf einer Weise, wies dies nur wenige Bands in dieser Perfektion schaffen. Und das ist ja immerhin auch eine nicht zu unterschätzende Leistung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004