CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Uqbar - Uqbar
(51:07, Viajero Inmovil, 1995-2001)
Die Archive der ganzen Welt scheinen nur so vollgestopft mit Material, das anscheinend hoffnungsvoll wartend seiner Veröffentlichung harrt. Bei Uqbar geht die Zeitreise zwar nicht zurück bis in die nostalgischen 70er, doch ihre Aufnahmen haben immerhin auch schon einige Jahre auf dem Buckel. Erst jetzt fand sich mit dem argentinischen Speziallabel Viajero Inmovil eine entsprechendes Plattenfirma für die Veröffentlichung der mittlerweile aufgelösten Band. Uqbar vertrauen rein auf die Kraft der akustischen Instrumente, so dass die Besetzung 2x akustische Gitarre - Klarinette - Flöte - Cello schon mal nicht gerade zum alltäglichen Programm gehört. Genauso verhält es sich mit der Musik, die in den Bereich zeitgenössische Kammermusik bzw. Chamber Rock einzuordnen ist. Keineswegs so verschroben, düster und komplex wie z.B. bei Univers Zero, sondern mehr auf sanfte Harmonie und poetische Verspieltheit bedacht, jedoch hin und wieder mit einigen "schrägeren", "sperrigeren" Tönen durchsetzt. Leider verzichtet die argentinische Band dabei komplett auf Einflüsse aus der eigenen Heimat, wirkt so im Gesamteindruck eher europäisch und klassisch modern orientiert. Die fragilen, komplett durchkomponierten Momente sind mehr zum Zuhören bestimmt, so dass über dem ganzen Album unweigerlich ein ernster Unterton liegt, dem sicherlich ein bisschen Frische und flotte Leichtfüßigkeit gut zu Gesicht gestanden hätte. Sonst wirft man ja gerne mittel- und nordeuropäischen Bands eine gehöriges Maß an Bierernsthaftigkeit vor, dieses mal kommt der nachdenkliche Unterton überraschenderweise aus Südamerika. Die 8 Songs von Uqbar sind allesamt souverän und gekonnt eingespielt, allein die Stilistik wird trotz der unzweifelhaft sehr guten Qualität leider wieder mal nur bei Spezialisten auf offene Ohren stoßen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004