CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Univers Zero - Implosion
(48:49, Cuneiform, 2004)
Kaum eine andere Band in unserem Playground des progressive Rock macht, en gros gesehen, düsterere Musik als die wirren Belgier von Univers Zero um den Drummer, Keyboarder, Komponisten und Arrangeur Daniel Denis. Auch auf ihrem neunten Album "Implosion" überzeugen die Musiker mit ihrer effektvoll arrangierten Musik. Der hohe kammermusikalische Anteil (allein das riesige Instrumentarium weist schon in diese Richtung), die nicht-linearen Kompositionen, Percussion als melodie-führende Instanz(!), dies alles bestätigt die alte Weisheit "Belgier sind anders" und macht ihre Musik fast unbeschreiblich für den Rezensenten (eine Sünde, so etwas in ein Review schreiben zu müssen...). Doch "Implosion" ist auch in der Diskographie der Belgier anders, eine Besonderheit: Auf "Implosion" geht es für ihre Verhältnisse relativ fröhlich zu oder, etwa bei 'Mellotronic' regelrecht ironisch, ja, wirklich, 'Implosion' ist ihr freundlichstes Album, meistens ohne jede Düsternis und bar jeglichen beißenden Spotts. Fast schon ein weises Spätwerk mit einem Lächeln auf die Welt...naja, das wäre dann doch übertrieben. Musikalisch habe ich den Eindruck, dass sich Denis und seiner Truppe bei jeder Scheibe ein wenig mehr vom "Rock" im progressive Rock verabschieden, denn de facto bleibt auf Implosion quasi nichts (mehr) übrig, was man so nennen könnte. Lediglich die Wurzeln weisen noch in diese Richtung, die Ergebnisse klingen eher wie eben moderne Kammermusik, Theater- oder Filmmusik oder bisweilen sogar mittelalterlicher Musik. Dabei extrahieren und abstrahieren Univers Zero so stark, dass die einzelnen Quellen nicht mehr direkt nachvollziehbar bleiben und das Ergebnis neu und unverwechselbar klingt, lediglich ein Hauch des späten Zappa schielt hie und da hervor. Freilich ist dies nichts, was sich beim ersten Mal völlig erschließt, doch so ist das Album umso konsistenter.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 2004