CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Trettioåriga Kriget - Trettioåriga Kriget
(58:51, Mellotronen, 1974)
Trettioåriga Kriget - Krigssång
(52:23, Mellotronen, 1975)
Zwei der wohl wichtigsten 70er Jahre Alben des schwedischen Progressive Rocks wurden diesen Herbst als Digi Pack wiederaufgelegt, nämlich die ersten beiden Alben von Trettioåriga Kriget. Beide Veröffentlichungen waren bereits in den 90ern als CDs auf den Markt gekommen, sind aber inzwischen nur noch schwerlich erhältlich, so dass sich Mellotronen dieses Missstandes annahm, gerade auch deshalb, da erst dieses Jahr das Reunion Album "Elden va år" dort erschien. Viele skandinavischen Bands werden ja gerne mit Mellotron und Melancholie gleichgesetzt, doch es geht eben auch anders. Trettioåriga Kriget (schwedisch für Dreißigjähriger Krieg) spielen auf ihrem 1974er Debüt treibenden Hard / Progressive Rock, der fast gänzlich auf Keyboards und sinfonischen Bombast verzichtet, aber dennoch durch kraftvolles, variables Spiel beeindruckt und dennoch irgendwie typisch skandinavisch klingt. Komplett in schwedisch eingesungen, geht bereits beim Opener "Kaledoniska orogenesen" die Post ab. Auch in den folgenden Titeln gelingt eine spannende Interaktion aus dem Gegeneinander von Rhythmus und kantigen Gitarrenlinien. Logischerweise bestimmen natürlich die Gitarren und rockige Arrangements den Sound maßgeblich, aber auch das treibende, immer präsente Bass-Spiel verleiht der Musik von Trettioåriga Kriget einen unverwechselbare Art Rock Note. Hin und wieder werden zur stimmungsschaffenden Untermalung sachte Keyboardteppiche eingesetzt. Weiterhin verzichten die Schweden gänzlich auf Longtracks, ihnen reichen bis zu 8 Minuten, um ihre Songaussage in ein passenden Korsett zu pressen. Das Grundkonzept sieht beim Nachfolger "Krigssång" ähnlich aus, doch wird nicht zu Unrecht von vielen Experten (und solche, die sich dafür halten, hehehe!), dieses Album als das Meisterwerk der Schweden angesehen. Geblieben ist wie gesagt, zwar die eher rockige, geradlinigere Herangehensweise, doch finden sich auf dem zweiten Album doch viel mehr sinfonische und progressive Elemente in den Songs, welches letztendlich kraftvoll in dem über 17-minütigen "Krigssång" gipfelt. Die Keyboards sind zwar immer noch erheblich in den Hintergrund gedrängt, womit natürlich vor allem die Gitarre und der bestimmende, markante Gesang von Robert Zima sich nach vorne drängen. Dennoch sind die sorgsam eingesetzten Synthieklänge wesentlich präsenter, als noch beim Vorgänger. Im Vergleich zum Debüt, dass noch rauer und ungestümer wirkt, ist "Krigssång" eine Spur hymnischer ausgerichtet, klingen Trettioåriga Kriget auf diesem Album eigenständiger. Beide Alben kommen im aufklappbaren Digipack, ausführlichem Booklet (nicht in schwedisch, sondern in englisch) und mit Bonustracks daher und sind eine absolute Entdeckung wert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004