CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
The Tangent - The world that we drive through
(59:06, InsideOut, 2004)
Klar, dass bei einem mit so vielen positiven Reaktionen versehenen Debüt "The music that died alone", das Nachfolge-Werk nicht lange auf sich warten darf. Gerade mal ein Jahr wurde benötigt um das neue Album fertig zu stellen. Vorweg sei erwähnt, geändert gegenüber dem Vorgänger haben sich was zumindest Stil und Konzept angeht, in der Summe eigentlich nur Kleinigkeiten. The Tangent präsentieren auch hier wieder 30 Jahre Progressive Rockmusik, mit absolut erstklassiger Instrumentierung und einem verblüffendem Zusammenspiel, das niemals die Vermutung auf ein Projekt, sonder eher auf eine langjährig eingespielte Band zulassen würde. Auch ist das Artwork der CD sehr stark an "The music that died alone" angelehnt, einfallslos oder gewollt das sei mal dahin gestellt. Leider ist David Jackson aufgrund von Zeitmangel nicht mehr mit von der Partie. Sein Part übernahm der nicht weniger renommierte Theo Travis, der zur Zeit ja aktuelles Mitglied bei der Band Gong ist, aber u. a. auch bei Porcupine Tree, sowie bei Soloaufnahmen sein Talent und Können unter Beweis stellte. Natürlich fehlen dadurch schon etwas die berühmten Jackson-Nuancen, doch macht Multi Instrumentalist Theo Travis (hier für Saxophon und Flöte zuständig) mit seiner leicht psychedelischen Spielweise, auch wenn er etwas mehr im Hintergrund agiert, seine Sache wirklich sehr gut. Die größte der angesprochenen Veränderungen, liegt an dem nicht mehr ganz so breit gefächertem musikalischen Querschnitt aus den Siebzigern, vielmehr versucht man eine klare Richtung und Linie vorzugeben, nämlich ein noch eindeutigeres Statement zu VDGG. Auch hat Andy Tillison stärker seinen eigenen Stempel aufgedrückt, es erinnern manche Passagen sogar etwas an seine Stammband Parallel Or 90 Degrees. Okay, großartig innovativer und frischer wirkt man dadurch auch nicht, zudem klingen manche Keyboardeinlagen sogar noch eine Spur altertümlicher als auf dem Debüt. Am Aufregendsten sind bei allen fünf Titeln (übrigens keiner unter sieben Minuten Laufzeit) wieder mal die ausgedehnten Instrumentalteile, mal locker jazzig, mal leicht rockig, mal komplex, aber auch ruhig sinfonisch, alles sehr durchdacht und im typischen Retro-Gewand vorgetragen. Also, als Schnellschuss kann man diese Veröffentlichung, aufgrund der kurzen Entstehungszeit nun wirklich nicht bezeichnen, auch wenn starke Parallelen zum 2003er Output festzustellen sind. Ich hoffe nur, dass uns dieses Projekt noch lange erhalten bleibt, und nicht wie bei Transatlantic nach zwei Studioalben schon wieder Schluss ist. Lt. Label-Info ist "The world that we drive through" als normale Edition, sowie als Spezial Edition mit erweitertem Booklet und einem 14-minutigen Bonustrack erschienen.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2004