CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Steve Adams - Camera obscura
(58:48, 3 Ears, 2004)

Mit seinem dritten Album setzt der Gitarrist Steve Adams dort an, wo er sich bereits mit seinen ersten beiden Werken musikalisch hinmanövriert hat: hauptsächlich instrumentaler Gitarren Rock, der hier und da einige progressive, sinfonische Schlenker aufzuweisen hat. Dabei ist der Vergleich zu Camel, begründet durch Adams Mitarbeit bei Mirage (einer Band mit ehemaligen Musikern von Caravan und Camel) und bei Pete Bardens, in einigen Titeln immer noch sehr deutlich erkennbar. Die Plattenfirma beschreibt den Stil von Steve Adams als einen Mix von Satriani - Vai - Lukather - Latimer, was die Sache eigentlich recht gut auf den Punkt bringt. Denn es wechseln sich härtere Gitarrenrocker mit mehr elegischen Material ab, ohne dass der Saitenkünstler in sinnentlernte Akrobatik abgleitet, da er immer sein melodisches Spiel in den Vordergrund stellt. Die wenigen Titel mit Gesang gleiten dafür in seichteres Fahrwasser. Technisch gibt's nichts zu mäkeln, die musikalischen Begleiter agieren ebenfalls souverän, auch die Abwechslung ist sehr gut gehalten, hin und wieder fällt dieses Album jedoch in das Manko von eher beliebigen, unspektakulären Nummern - mal mehr Hard Rock, dann wieder Rock oder auch etwas Blues - die jedoch flugs wieder von richtigen "Monstertracks" abgelöst werden. Vor allem die beiden formidablen Nummern "Quicksand" und das von Mellotron durchtränkte "Seven four" seien hier als Referenzen angeführt. Hinzu kommt flottes Tempo und virtuose Sololäufe von unverfänglicher Schönheit, die auch mal durch Keyboard Hinzunahme oder sogar Flöte ganz locker ergänzt werden. Eines kann man dem Saitenkünstler auf jeden Fall attestieren: er hat das richtige Feeling für ergreifendes Spiel, die emotionale Note steht deutlich vor technischer Raffinesse. "Camera obscura" kann Freunden der gut rockigen Gitarrenvariante, sowie Camel Fans mit Einschränkungen durchaus empfohlen werden - ein Album von charmanter Unaufgeregtheit und melodischer Eleganz.

Kristian Selm



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