CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

Side Steps - Steps on edge
(55:49, Musea, 1993)

Für japanische Verhältnisse sind Side Steps die Ausnahme. Der progressive Jazz-Rock des Quartetts Atsunobu Tamura (g), Hiroaki Itoh (key), Koichi Iwai (b) und Ichiro Fukawa (dr) ist alles andere als avantgardistisch, schräg und heftig. Die - technisch äußerst versierte - Band entlädt ihre Inspiration eher in der Nähe des gemütlichen und friedlichen Neo Prog. Auch die Arrangements schrauben die Jungs eher elegant und vornehm zusammen, als sich im tiefen Sumpf der brachialen Unterwelt zu suhlen. Einzig die sehr technischen und komplexen Kompositionen würden vortrefflich zu der ausgeflippten Sorte passen. Die Band arbeitet heute so und war bereits zu Beginn der 1990er Jahre auf diese Weise aktiv. "Steps on edge" sind 1993 eingespielte Tracks. Mal abgesehen vom 1. Stück "On the eve of the time", das zum Glück nur sehr kurz ist und den hochnäsigen Sounds der 1980er Disko-Jahre nacheifert, sind die Songs wohl gelungen. Das Piano wird etwas heftig und dramatisch bearbeitet - wie überhaupt die Tasten das Sagen haben - das kann dann schon mal zu aufgesetzt und platt klingen. Das Schlagzeug ist allerbestens unterwegs, das komplexe Getrommel arbeitet recht virtuos und feuert die Melodieinstrumente gut an. Nur der Klang, übrigens gilt dies für die komplette CD, ist etwas dürftig, light, hell, schmal. Das nimmt Volumen und betont einen plärrigen Sound, der die Musik nicht unterstützt. Das kann man aber noch hinnehmen, um die instrumentalen Songs in all ihren Finessen zu genießen, die es mal unisono, mal solistisch gibt. Vor allem der funky Bass wird extrem gut bedient und schlägt nicht in die Poprichtung aus. Das kann von der Gitarre nicht stets behauptet werden. Sobald das Keyboard zu einem Solo ausholt, schrammelt die Gitarre dürftige Sounds, die niemals hätten erfunden werden dürfen. Doch das sind Feinheiten, die in der Masse des Guten nicht zu deutlich auffallen. Vielleicht der beste Einstieg für NeoProgger, sich mit Jazzrock zu beschäftigen.

Volkmar Mantei



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