CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Amon Düül II - Made in Germany
(69:51, Garden Of Delights, 1975)
Als Amon Düül II im Sommer 1975 "Made in Germany" aufnahmen, waren die Musiker weitgehend zerstritten, die Energie der Band größtenteils verflogen. Doch obschon die Musik immer weniger von dem wilden, ausgeflippten Psychedelic Rock hatte, der seit den ersten Alben prägend war, gab es noch Reste davon. Dass die Songs der Band an Qualität verloren, konnte eigentlich an Drogen nicht liegen, die genossen die Musiker nach wie vor. Bei Amon Düül II setzte sich immer mehr Struktur durch, die allerdings nicht die atonale Lebendigkeit der frühen Stücke hatte und kompositorisch nichts Besonderes war. "Made in Germany" ist das Paradebeispiel für den Niedergang der Band. Doch nicht nur historisch ist das Album, hier in der ungekürzten, vollständigen Fassung veröffentlicht, interessant. Denn ganz schlecht waren die Musiker natürlich nicht, sie verstanden ihr Handwerk, wenn sie auch immer weniger Fans begeistern konnten und selbst wahrscheinlich auch nicht mehr so engagiert hinter der Band standen (was Besetzungswechsel - siehe ausführlich dokumentiertes Booklet - zeigten). Nach der klassisch inspirierten und orchestrierten Ouvertüre, die sehr angenehm ist, kommen in der Folge härtere und zartere Songs, die vor allem im Gesangsbereich des Öfteren mehr als peinlich sind. Vor allem Renate Knaup, einst Henriette Krötenschwanz, dudelt wie die letzte Schlagertante durchs Programm. Doch es gibt auch inspirierte Tracks, etwa "Wir wollen", "SM II Peng", "Three-eyed overdrive" oder "5.5.55" (Tipp!) - allesamt kurze Teile, die zwischen den liedhaften Vokalstücken sitzen und den musikalischen Gehalt wieder anheben, während einige Gesangsstücke tief in die Unterwelt der gemeinen Langeweile abdriften. Zum Ende der CD, ab dem 15. Stück bleibt die CD durchweg anhörbar. Da war Fräulein Knaup wohl schon nach Hause gegangen und endlich, letztlich zu spät, ging die Band das Album kräftig an. Was bleibt, ist ein äußerst zwiespältiger Eindruck. "Made in Germany" kann längst nicht überzeugen, hier zeigt sich Amon Düül II am Ende.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2004