CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Amarok - Quentadharkën
(71:15, Luna Negra 2004)
Die Katalanen Amarok sind ein Paradebeispiel für mediterranen Progressive Rock. Alle Songs, alle kompositorischen Ideen bestehen in ihrer Basis aus Folkmotiven. Amarok verstehen es nahezu perfekt, diese Folkmotive in ein progressives Kleid zu packen, einen Klangreichtum zwischen symphonischer Lyrik und nonchalanten Instrumentalausflügen zu inszenieren, der fabelhaft ist. Das reicht im Vergleich von Genesis bis Santana. Manches könnte auf Marktplätzen dargeboten werden, ohne zufällige Zuhörer zu erschrecken, anderes ist fabelhafter Rock. Die Eigenart der Komposition und die Spielweise der Instrumente wecken Interesse, wenn jedoch Höhepunkte durch Gitarrensoli oder bombastisches Keyboardwerk entstehen, sind Amarok eher typisch, ohne aber banal zu sein. Weniger interessant ist der Gesang von Marta Segura. Zwar hat die Lady eine schöne, weiche Stimme, aber ihr Gesang ist zu stark folkgeprägt und so mancher Schlenker nervt auf Dauer. Insgesamt werden Amarok trotz ihrer ausgefallenen Art nicht in den Kosmos der großen Bands aufstoßen, weil einige Ideen etwas langatmig/eintönig sind. Zwar ist das Gros der 71 Minuten angenehm, doch letztlich reicht das nicht, auf breiter Front anzukommen. Robert Santamaría, Kopf des Unternehmens und Multiinstrumentalist, der für den Großteil aller Instrumente steht, brauchte an seiner Seite einen kritischen Kopf, mit dem er Passagen diskutieren und ausarbeiten kann. Zwar ist er ein fabelhafter Komponist - und die Songs sind in der Überzahl phantastisch - aber "Quentadharkën" fast so etwas wie ein Solowerk mit Hilfe einiger Freunde. Und diese Art Musik hat immer einen kleinen Hänger. Trotzdem, wer auf katalanischen Folk steht, sollte dieses Teil auf keinen Fall übergehen!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2004