CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

Naamah - Resensement
(64:33, Metal Mind Records, 2004)

Ein Album, welches mit den Worten "interessante Verbindung aus Progressive Rock, Metal, Ambient und Jazz" beworben wird, erweckt schon mal die Aufmerksamkeit. Durch verbesserte Spieltechnik, Experimentierfreudigkeit mit Rhythmen, Melodien und musikalischen Konventionen, sahen sich die 1996 gegründeten Naamah laut eigener Aussage jetzt an einem Punkt angekommen, sich selbst in musikalischer Hinsicht zu befreien. Die hörbare Wirklichkeit folgt zwar nicht ganz den großen Worten, kann sich aber durchaus hören lassen, da hier nicht nur die üblichen Plattitüden angeboten werden. Die Grundrichtung des polnischen Sechser ist eindeutig im härteren Prog / Prog Metal Bereich manifestiert, darum wurde aber einiges an Abwechslung und Vielschichtigkeit herum gebaut. Von Jazz ist da zwar wirklich keine Spur zu finden und der angeblichen Ambient Verbindung kann bestenfalls das rein elektronisch blubbernde "Daydream Part Two" stand halten, aber sowohl Härtegrad, Tempo, als auch die Stimmungen werden geschmackvoll variiert. Sängerin Anna Panasz verfügt zudem über eine einigermaßen variable Stimme, die von Flüstern, einer Tonlage in mittleren bis hohen Lagen bis hin zu gelegentlichen emotionalen Ausbrüchen reicht. Weiterhin überzeugen Naamah durch einen kompakten, vor allem auf die Songstruktur zugeschnittenen Gruppensound, bei dem sich die einzelnen Solisten wohltuend unterordnen und Einzelaktionen an Gitarre und Keyboards mehr zur Auflockerung, denn zu selbstherrlichen Fingerübungen verkommen. "Resensement" ist immer dann besonders interessant, wenn es sich weiter weg von den gängigen Prog Metal Strickmustern bewegt oder auch die als Bonus hinzugepackten zwei Titeln in polnischer Sprache, das musikalische Gesamtkonzept noch stimmiger wirken lassen. Mit einem Kurzzitat von Deep Purples "Black night" beweist man zudem ein augenzwinkerndes Verständnis zu den eigenen Vorbildern. Ein solides und in Ansätzen durchaus ansprechendes Album, welches noch Entwicklungsmöglichkeiten nach oben offen lässt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2004