CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

Lucifer Was - Blues from Hellah
(41:25, Transubstans Records, 2004)

Und täglich grüßt das Murmeltier. Jedes mal, wenn der Name Lucifer Was fällt oder wie in diesem Fall ein neues Album zur Rezension vorliegt, kommen mir die Bilder vom Progressive Rock Festival 1997 in Stockholm (u.a. mit den Flower Kings, Anekdoten, Höyry-Kone) wieder in den Sinn, als Lucifer Was diesen Event eröffneten. Die Ausstrahlung der Band und vor allem die des Sängers erreichten die mitreißende Emotionalität eines geöffneten, leeren Kühlschranks - Langeweile pur! Nun soll man ja eine Band nicht gleich im vorhinein verteufeln und somit haben natürlich auch Lucifer Was mit ihrem aktuellen Album "Blues from Hellah" wieder eine Chance verdient. Und hoppla, was für eine Überraschung. Das sind auf einmal Streicher zu hören! Doch hält dies nur 40 Sekunden an, dann geht es hinüber in bluesig getränkten progressiven Hard Rock. Klingt zwar typisch nach Lucifer Was, doch irgendwie hat die Sache mehr Drive, klingt frischer und druckvoller. Verzerrte Gitarre, Streicher, Flöte und Mellotron sorgen hier genau für die Tiefe und innere Spannung, die man bisher bei den Norwegern vermisste. Glücklicherweise ist dies nicht nur ein Strohfeuer, denn auch in den weiteren Titel geht es wesentlich interessanter und vielschichtiger weiter, als man dies erwarten durfte. Zwar sind Lucifer Was nicht ganz plötzlich zur Überband mutiert, doch ihr typischer Stil der schwer bluesgetränkt im/ Hard Rock verwurzelt ist, aber immer wieder einige progressive Schlenker einbaut, erklingt auf "Blues from Hellah" so überzeugend, wie noch nie. Die Band macht einfach aus den ihnen zur Verfügung stehenden Mittel das Beste, holt alles aus der Retro Schublade heraus, was man bei ihnen passend verwenden kann. Besonders Mellotron und die effektvoll eingesetzten Streicher (stellenweise auch noch Bläser) helfen das Klangspektrum aufzuwerten, während die verzerrte Gitarre so leidenschaftlich überzeugend schön, voller Weltschmerz heult. Na also, es geht doch!

Kristian Selm



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