CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

IQ - Dark matter
(52:20, GEP, 2004)

Und wieder musste man fast vier Jahre warten, um endlich das neue IQ-Album in den Händen zuhalten. Doch hat sich das lange Warten auch wirklich gelohnt? Vieles spricht dafür, jedoch Kleinigkeiten auch dagegen, aber diese Frage muss mal wieder jeder für sich beantworten. Fakt ist: "Dark matter" bietet mit einer Gesamtlaufzeit von 52 Minuten zwei absolut packende Longtracks. Zum einen "Sacred sound" (mit ca. 12 Minuten), zum anderen "Harvest of souls" (mit ca. 25 Minuten), wobei ich sogar soweit gehen würde, dass letzt genannter einer der besten IQ-Songs überhaupt darstellt. Die restlichen drei kürzere Titel fallen dagegen leider (aber irgendwo auch verständlich) etwas ab, und können lediglich als Durchschnittskost bezeichnet werden, die aber immer noch im gutem teils sehr gutem IQ-Niveau vorgetragen werden. Stilistisch haben sich die Briten nach den erste Hördurchgängen kaum verändert, sie setzen Ihren unverkennbaren Stil, sowie Ihr musikalisches Können in beeindruckender Weise fort, man ist geradezu geneigt von einer Fortsetzung des 2000er Outputs "The seventh house" zu sprechen. Doch bei genauer Betrachtung werden die Unterschiede in positiver Hinsicht immer deutlicher. Denn die Band schlägt gekonnt eine Brücke zurück in Ihre Frühphase, zu solch Klasse Alben wie z.B. "The wake" oder "Ever" und entfernt sich von dem ebenfalls sehr gutem, aber eben atmosphärisch dichterem "Subterranea". So klingt vieles rauer, dynamischer und druckvoller, unterm Strich es rockt einfach wieder mehr. Dies liegt hauptsächlich an den knackigen Gitarren und Bass Riffs, aber auch an den wieder stärker in den Vordergrund gerückten Hammond- und Mellotronklängen. Irgendwie scheinen die Herren Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls und Orford Ihren zweiten Frühling zu erleben, denn jeder nutzt mehr den je seine musikalischen Freiheiten um sich mit gekonnten Solis in den Vordergrund zu spielen. Man muss sich nur mal rein auf das Schlagzeugspiel oder auf die Tastenarbeit konzentrieren, was hier allein an virtuellen Momenten geboten ist, einfach Klasse. Da werden gerade beim oben schon erwähnten Track "Harvest of souls" Erinnerungen an Yes wach. Wenn ich mich noch recht erinnere waren sogar Teile dieses Songs bereits beim letzten Live-Event zu hören. Die Texte sind wieder mal sehr emotional geschrieben, dabei geht es hauptsächlich um den Irak-Krieg, den Anschlag auf das World Trade Center und die daraus resultierenden Ängste. Dadurch entsteht auch die passende düstere Atmosphäre, so dass wiederum der Vergleich zum "Ever"-Album herangezogen werden kann. Der Sound ist wie gewohnt als nahe zu perfekt zu bezeichnen, die Artworkgestaltung ist ebenfalls ganz okay. Natürlich kann ich den Review nicht beenden, ohne auch etwas Kritik zu üben. Denn bei diesen Wartezeiten zwischen den Veröffentlichungen, hätte es schon etwas mehr sein können als die 52 Minuten Spielzeit. Vielleicht noch der ein oder andere herausragende Track, und mit eventuell mehr musikalischer Risikobereitschaft wäre mit Sicherheit dieser Output noch weiter nach vorne zu bringen gewesen. Trotzdem kann das neue Werk überzeugen, und wird jeden Neo Prog-Fan mehr als zufrieden stellen. Von mir gibt es eine "zwölf" mit Tendenz nach oben.

Andreas Kiefer



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