CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

Gazpacho - When earth lets go
(44:37, Privatpressung, 2004)

Nicht umsonst holten sich Marillion die Norweger Gazpacho als Support für ihre Europa-Tournee 2004. Der Sound geht stärker als bei ihrem Debut "Bravo" in diese Richtung. Ansonsten ist vieles gleich geblieben: relaxte, leicht triphoppige Rhythmik; transparenter Sound zwischen New Artrock und Alternative / Independent; und weicher, leicht weinerlicher Gesang a la Radiohead oder a-ha. Am besten sind Gazpacho dann, wenn sie nordischen Schwermut mit der ihnen eigenen erstaunlichen Leichtigkeit paaren ("Snowman", "Souvenir", "Substitute for murder"). Aber auch wenn die Gitarre mal, selten genug, in einem Midtempo-Song "bratzt", versteht die Band es, daraus etwas atmosphärisch Ansprechendes zu machen ("Beach house" z.B.). Trotzdem hat mir das Debüt besser gefallen. Auf "When earth lets go" fehlen einfach diese Melodien, bei denen man denkt: "Ist es denn möglich, dass die bislang noch niemand entdeckt hat?" Die Melodien sind wohl angenehm und schmeicheln dem Ohr, verstehen es aber nur noch selten, so richtig zu verzücken. So rauscht das Album an einigen Stellen leider ein wenig an einem vorüber. Die stilistischen Unterschiede zum Vorgänger hätten auch ruhig etwas deutlicher ausfallen können. Trotzdem ist "When earth lets go" wieder ein gelungenes Album geworden, das sich Marillion- und Radiohead-Fans mit Genuss zu Gemüte führen dürften.

Christian Rode



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