CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

Gargantua - Gargantua
(42:51, Ars Mundi, 2003)

Meine erste Assoziation bei diesem Namen war natürlich Gentle Giant. Pantagruel, Gargantua, Rabelais - diese Namen sind ja auf dem zweiten GG-Album "Acquiring the taste" zu finden. Als großer Fan der frühen Gentle Giant war ich natürlich sofort neugierig geworden. Das der Promo-CD beiliegende Informationsblatt suggerierte eine Mischung aus Gentle Giant, King Crimson und Avantgarde-Einflüssen. Mein erster Eindruck: Gentle Giant-mäßiges wird tatsächlich auch mal zu Gehör gebracht, das aber nur sehr selten. Eher erinnert mich das Quartett an King Crimson, was auf das Gitarrenspiel von Bartek Zeman zurückzuführen ist. Die Titel sind recht sperrig, aber nicht übertrieben avantgardistisch. Ich habe mal einer polnischstämmigen Arbeitskollegin die CD gegeben, um Anhaltspunkte zu den abgedruckten Texten zu erhalten. Sie hat mir allerdings nur Auszüge aufgeschrieben, da sie schnell aufgegeben hatte. Beispiel gefällig? "Die ermüdeten Kastanien hüpfen aus ihren Körpern".... Verstehe. Ähnlich abgedreht ist die Musik in manchen Teilen. Die Gitarre ist recht dominant, was mir aber besonders positiv auffällt, ist eine ausgesprochen variable Perkussionsarbeit durch Marcin Borowski. Der bisweilen stakkatohafte, polnische Gesang (oft auch Sprechgesang) passt entsprechend gut ins Gesamtbild, ist aber sicherlich alles andere als massenkompatibel. Wie gesagt, wahrlich keine leichte Kost, was das polnische Quartett hier aufbietet - aber für ein Debütalbum schon erstaunlich ausgefeilt und für Fans der schrägen Töne eine Empfehlung wert. Freunde des Schönklangs könnten mit diesem Album allerdings so ihre Probleme haben. Für meinen Geschmack fehlt dem Album bisweilen zwar ein bisschen Schwung, aber alles in allem ist es doch ein recht gelungenes Debüt. Den Namen Gargantua werde ich sicherlich vormerken. Außerdem überrascht und freut es mich, nach längerer Zeit endlich mal wieder etwas Neues vom Label Ars Mundi zu hören.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2004