CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

Fripp & Eno - The equatorial stars
(47:57, Opal, 2004)

Als 1973 Robert Fripp und Brian Eno ihr Gitarrenloop-(dem Vorläufer der Soundscapes, erzeugt auf analogem Weg) Experimentalbum "No pussyfooting" vorstellten, begründeten sie quasi im Alleingang ein Genre (freilich auch andere experimentierten damals schon mit Loops) und schufen im Handumdrehen ein Meilenstein, den sie 1975 mit dem Album "Evening star" wiederholen, vielleicht sogar übertreffen konnten. Wenn 2004 Robert Fripp und Brian Eno erneut ein Soundscapes-Album veröffentlichen, dann ist man ob der Großtaten der Vergangenheit geneigt, noch einmal Großes von den beiden Ikonen zu erwarten, doch nehmen wir es gleich vorweg: solch einem Anspruch kann "The equatorial stars" nicht gerecht werden. Dies mag vor allem daran liegen, dass wenig Innovationspotential in dieser Art von Musik steckt, das liegt aber vielleicht auch daran, dass zu wenig Bewegung im Album selbst steckt. "The equatorial stars" ist wohl ganz bewusst konservativ gehalten, neue Klangexperimente überlassen Fripp & Eno fast komplett anderen. Was bleibt sind gediegene, tragende Klangskulpturen, die mir en gros ein wenig zu verhalten, zu vage daherkommen. Sicher, Soundscapes sollen Raum schaffen für die Imagination des Hörers, doch auf der Sternenkarte, die hier nachgezeichnet wird, bleibt mir vieles zu unscharf. Interessant und enchanting wird die Musik immer dann, wenn einer der beiden mutiger als Solist hervortritt und ein mehr als nur ein zaghaftes Thema andeutet, exemplarisch auf "Ankaa" von Robert Fripp vorgeführt. Seine immer wieder aufflackernde Solo-Gitarre füllt den Rahmen der Sounds und wirft Licht auf die Dunkelheit der Sternenbilder. Mutiger auch die clever eingefügten Beats auf "Terebellum"; als einziges Stück auch in seiner Stille vollkommen ist "Lyra". Dazwischen ist, zumindest meinem Empfinden nach einfach zu viel Leerlauf, um das Album wirklich als außergewöhnlich zu bezeichnen. Gut bleibt es, alleine schön wegen des innewohnenden Genius der beiden Künstler, trotzdem.

Sal Pichireddu



© Progressive Newsletter 2004