CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

French TV - Pardon our French!
(60:09, Pretentious Dinosaur Records, 2004)

Kentucky ist ja nicht gerade als Proghochburg bekannt, doch seit den frühen 80ern treibt dort Mike Sary mit wechselnder Mannschaft, aber inhaltlich ansteigender Form in den Veröffentlichungen seiner Band French TV sein Unwesen. Unwesen ist ein gutes Stichwort, den neben jeder Menge humoriger Titel und eigenartiger Covergestaltungen, gibt es auf jedem Album immer wieder kritische Wort zu den U.S.A. und deren Politik zu lesen. Musikalisch machen French TV da weiter, wo sie beim Vorgänger "The case against art" aufhörten. Ein unerhört interessanter Stilmix aus Progressive, Canterbury und Jazz Rock, der jedes Genre in mehreren Facetten auslotet und ebenfalls zu einem Kreuzzug durch alle Kulturen aufbricht. Ob latein-amerikanische Einflüsse ("Everything works in Mexico"), orientalisches und asiatisches ("Sekala dan Niskala") oder eine Hommage an die französische Progszene der 70er ("The Pardon our French Medley"), French TV fühlen sich überall gleichwohl, bleiben aber mehr oder weniger tief im Progressive Rock verwurzelt. Auch wenn ihre Musik nicht gerade leichte Kost ist, man manch vertrackte Wendungen und Brüche aufbietet, bisweilen sehr schrägen Lärm produziert, so sorgen ironisches Augenzwinkern für die gewisse Leichtigkeit, finden sich immer wieder auch verspielte, fragile Momente zur Auflockerung wieder. Bis auf das 17-minütige Franco Prog Medley, bei dem u.a. Ausschnitte aus Stücken von Ange, Pulsar, Shylock und Atoll Verwendung finden und welches von Natalie Nichole Gilbert mit einigen französischen Textzeilen versehen ist, bleiben die Mannen von der Ostküste rein instrumental, haben jedoch ihre instrumentale Bandbreite durch diverse Gastmusiker an Trompete, Flügelhorn, Tuba und Posaune erheblich erweitert, so dass die Führungsrolle von Gitarre und Keyboards bestens ergänzt werden. "Pardon our French!" kann das hohe Niveau anderer French TV Veröffentlichungen der letzten Jahre halten und überzeugt vor allem durch seine Unvorhersehbarkeit. Ein wirklich starkes Stück!

Kristian Selm



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