CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

First Aid - Coelacanth Ale
(74:04, Socan, 2000)

Scott Jacks, dessen aktuelles Album noch später vorgestellt wird, begann seine musikalische Laufbahn Anfang der 80er Jahre. Damals gründete der Kanadier in Vancouver die Band First Aid, die bis 1991 existierte. Beeinflusst von Interpreten wie Gentle Giant, Camel, King Crimson und anderen Prog Größen, hatte die Band mit "Hockey Night in Tarkus" - einer Vermischung aus "Hockey Night in Canada" und ELPs "Tarkus" - einen durchaus veritablen Erfolg, den das Eishockey Team von Rochester (NY) in den 90ern als Spielhymne verwendete. "Coelacanth Ale" umfasst nun diverse Live- und Studioaufnahmen, die ursprünglich zwischen den Jahren 1984 und 1990 entstanden, 1999 zum Teil modifiziert wurden, enthält aber leider nicht "Hockey Night in Tarkus". Vom Sound her klingen die Aufnahmen typisch nach 80ern, etwas klinisch steril und synthetisch, versprühen aber dennoch eine ganz eigene Aura. Die Soundqualität lässt an einigen Stellen leider sehr zu wünschen übrig, was wirklich schade ist, denn es scheint offensichtlich durch, welches musikalisches Potenzial in dieser Band steckte. Vom Ansatz her verbinden First Aid anspruchsvollen, verspielten, aber nicht zu komplexen, meist instrumentalen Progressive Rock mit grundsoliden AOR / Rockrhythmus, sowie groovigen, leicht verdaulichen Jazz Rock Anleihen. Als etwas unpassenden Vergleich könnte man sie als "Light" U.K. mit einer Prise Saga bezeichnen. Vergleicht man die Band mit der zu jener Zeit mächtig angesagten ersten Neo Prog Welle, so findet man bei First Aid lediglich den etwas geradlinigeren Ansatz als Vergleich zum Progressive Rock aus den 70ern wieder, ansonsten sind hier wenig Parallelen vorhanden, beweisen die Kanadier ihre Eigenständigkeit. Mit dem Songmaterial auf "Colcaneth Ale" dokumentieren First Aid, dass auch in der für den Progressive Rock eher wenig fruchtbaren, musikalischen Zeit Anfang / Mitte der 80er im Untergrund einiges an Unentdecktem und durchaus anspruchvollen Material schlummerte. Im Gesamtvergleich kommt First Aid, trotz Killertracks wie "Who killded Janet Smith?", dennoch leider nicht mehr als der Status einer überaus interessanten Randnotiz zu. Wäre das Material damals professionell aufgenommen worden, hätte man nur das Glück gehab ein passendes Label zu finden, wäre sicherlich mehr drinnen gewesen. Schade!

Kristian Selm



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