CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Asia - Silent nation
(58:22, InsideOut, 2004)
Die letzte Begegnung mit Asia hatte ich vor einigen Jahren auf der letzten Kansas-Tour durch Deutschland, als sie als Support Act fungierten. Die Leistung damals war in meinen Augen eher mäßig und wenig berauschend, was mir bei Erwähnung dieser Leistung vor Ort beinahe die Schläge eines Hardcore Asia-Fans einbrachte. Ganz so wird mich wahrscheinlich die gleiche Person verprügeln, wenn er meine Ausführungen zum aktuellen Asia Werk an dieser Stelle lesen wird. Asia machen mit "Silent nation" (dem ersten Albumtitel übrigens, welches nicht der Tradition folgt jeweils mit dem Buchstaben A anzufangen und aufzuhören) dort weiter, wo sie sich bereits mit den letzten Alben mit Frontmann John Payne hinmanövriert hatten: nämlich in relativ austauschbare AOR Gefilde. Bisweilen ist das ganz gut anzuhören (wie z.B. beim kernigen Opener "What about love"), über weite Strecken klingen Asia jedoch sehr austauschbar und ohne eigenes Profil. Die Band hat ihre Trademarks der ersten Alben (als man mit John Wetton, Carl Palmer und Steve Howe noch wirklich ein All-Star Ensemble am Start hatte) gänzlich verloren, übrig geblieben sind nur noch gelegentliche Soloausflüge an Keyboards und Gitarre, die jedoch auf ein minimales Maß zusammengestutzt wurden und recht müde wirken. Hatte man beim Vorgänger "Aura" noch jede Menge namhafte Gastmusiker am Start, die jedoch keinerlei erkennbare Duftmarken hinterließen, ist dieses mal nur Asia "pur" mit Geoff Downes (Keyboards); John Payne (Gesang, Bass, Gitarre), Guthrie Govan (Gitarre) und Chris Slade (Schlagzeug) am Start. "Silent nation" wirkt im Gesamteindruck zwar wie aus einem Guss, wie von einer richtigen Band eingespielt, jedoch vermisst man etwas typische, irgend etwas, was Asia aus dem breiten Feld von AOR / Melodic Rock heraushebt. Da hilft es auch nicht, dass John Payne über eine eindringliche Stimme verfügt, denn letztendlich wirkt der Gesamteindruck doch relativ beliebig, auch wenn dies Bandmitbegründer Geoff Downes naturgemäß ganz anders sieht: ""Silent nation" steht für alles, was das Markenzeichen Asia ausmacht.". Wie gesagt, der oben angeführte Hardcore Asia Fan wird mich sicherlich mit Prügel strafen, für mich ist jedoch "Silent nation" nichts weiter als eine ordentliche Scheibe, die letztendlich gut produziert, jedoch relativ ereignislos, ohne echte Höhen und Tiefen und ohne den rechten Erkennungswert vorbeirauscht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004