CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Vision Scope - Worldïs requiem
(40:19, Privatpressung, 2004)
Vision Scope ist eine junge deutsche Band, die ihre 8 Songs in Eigenregie veröffentlicht hat. Moritz Stübig (voc), Andreas Marx (key), David Marx (dr), Thomas Jachan (g) und Pascal Meyer-Ponstein (p) spielen Progressive Rock mit den nahen Ufern Melodic Rock und Prog Metal. Ob die Band kein Label gefunden oder erst gar nicht danach gesucht hat, weiß ich nicht. An der Qualität der Songs kann es eigentlich nicht liegen, die Einspielung ist gut, sauber und technisch gelungen, die Kompositionen sind inspiriert. Vielleicht ist es der Einstieg in die CD. Song 1 beginnt melancholisch, das ist so lange angenehm, bis plötzlich eine Männer- und eine Frauenstimme eine seltsame, gekünstelte und platt klingende Unterhaltung beginnen, die in diesem Song immer wieder aufkommt. Das ist in kein besonders sauberes Arrangement gekleidet und überfällt den Hörer. Die Kompositionen ansonsten sind von ok bis fabelhaft, das wechselt manchmal mitten im Song, wenn ein tolles Motiv das bis dahin nicht so ausgefeilte Arrangement ausbaut. Überwiegend sind die Songs gut ausgestattet. Allein der Gesang schon hat großen Reiz, vor allem, wenn die Band zum Satzgesang ansetzt. Der Sologesang von Moritz Stübig kränkelt an einigen Stellen, liegt schon mal leicht neben der Spur. Das aber nur in wenigen Momenten. Seine Stimme an sich ist für die Musik bestens geeignet. Melodische Läufe und tolle Soli machen die Songs interessant. Gitarre und Keyboards sind inspiriert unterwegs, während die Rhythmuscrew einen gelungen komplexen Rhythmus schafft. "Worldïs requiem" hat viele gute Seiten, ist aber nicht vollständig überzeugend. Abgesehen mal vom Sound, der verziehen werden kann, weil ein teures Studio wohl unbezahlbar war, könnte die Band ihre Arrangements ausbauen, manche Songs sind plötzlich zu Ende, da wäre Raum für instrumentale Eskapaden oder Soli. Insgesamt könnten Vision Scope kräftiger ausholen. Zwar sind die Songs schön komplex und lebendig, doch gerade die härteren Passagen wirken seltsam gebremst, manchmal, wie zu Beginn von "Gaia" gekünstelt. Die Arrangements klammern sich um die Lyrics, weder flippt die Band aus, noch zeugt sie sonst von tieferer Emotion. Die Band scheint inspiriert und könnte mehr, wenn sie sich mehr trauen würde. Alles in allem überwiegen die positiven Aspekte. Vor allem Piano und Keyboard machen eine gute Figur. Der Gitarrist läuft nicht immer auf Hochtouren, doch wenn er ein Solo spielt, klingt er plötzlich sehr gut. Wenn die Band am Ball bleibt, können wir noch unsere Überraschung erleben.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2004