CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Swedish Family - Vintage Prog: The best of Swedish Familiy
(53:14, Helicon House, 2004)
Dieses Album macht mir enorm viel Spaß. Und ich bin mir sicher, dass es allen beteiligten Musikern ebenso erging, denn der Spaß-Faktor ist förmlich bei jedem Song spürbar. Der Besetzungsliste nach zu urteilen handelt es sich fast um eine Art schwedischer Big Band. Im einzelnen: Veke Berg (Bass), Algot Davi (Akkordeon,Flöte,Vibraphon), Bo Dean (Hammond), Redar Gitsdorf (Gitarre), Inge Naning (Rhodes Piano/Minimoog), Britt Marie (Perkussion), Hadde Wattnat (Schlagzeug) und Alf Willberg (Sax). Diese Band hat angeblich in den 70ern einige Meisterwerke im Stile von Fläsket Brinner oder Kebnekajse heraus gebracht und jetzt eine remasterte Version ihrer besten Titel erstellt. Gleich zu Beginn klingt die Gitarrenarbeit schwer nach Roine Stolt. Noch einmal ein Blick auf die Besetzungsliste der Band geworfen: Bo Dean an der Orgel - ist klar. Dahinter versteckt sich natürlich FloKi-Keyboarder Tomas Bodin. Das war einfach. Und selbstverständlich ist das in der Tat Roine himself an Bass, Gitarre und weiteren Tasten. Und Hadde ist logischerweise Hasse Bruniusson, der im Perkussionsbereich noch von seiner Freundin unterstützt wird. Initiator dieses Werks ist Bodin, der Swedish Family auf seinem eigenen Label, Helicon House, veröffentlichte. Nach den ersten beiden Titeln, die in bester Flower Kings-Tradition eingespielt wurden, fragte ich mich noch, warum diese Musik nicht auch auf Inside Out heraus gebracht wurde. Im weiteren Verlauf wurde es mir dann aber doch klar: das Album ist tief im skandinavischen Folk verankert. Bodin spielt viele Akkordeon-Parts ein, tobt sich auch mal am Vibraphon aus, während Roine mal wieder extrem coole Gitarrensoli einstreut. Was ebenfalls auffällt: Bodin fängt hier auf beeindruckende Weise die typische 70er Atmosphäre ein. Eine Mischung aus Vintage Prog und Vintage Folk sozusagen. Während zur Albummitte hin folkiger, angestaubter Sound vorherrscht, wird es gegen Ende wieder moderner, Floki-rockiger. Ein ganz hervorragendes Album, dem man die Flower Kings-Zugehörigkeit zwar anhört, die aber trotzdem stellenweise deutlich anders klingt. Und natürlich war Herr Bodin alias Bo Dean nicht faul, das nächste Werk ist bereits in Grundzügen fertig. Also neue FloKi, neue Karmakanic, neues Soloalbum und schon wieder einiges in der Pipeline. So sind sie halt, die alten Schweden. Cooles Album, und die ganze Legendenbildung um die Band war natürlich Quatsch!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2004