CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)
Barroquejón - Concerning the quest, the bearer and the ring
(50:05, Mylodon Records, 2003)
Womit hat Frodo das nur verdient? Wie die etwas später noch vorgestellte Band Hobbit mit dem bedeutungsschwangeren Werk "All for the one", so haben sich auch Barroquejón mit "Concerning the quest, the bearer and the ring" tollkühn von J.R.R. Tolkiens "Der Herr der Ringe" inspirieren lassen. Tja und wie setzt man am besten dieses allseits beliebte, immer wieder als Anregungsquelle dienende Werk denn nun um? Richtig: mit jeder Menge sinfonischen Bombast, fast schon Musical-ähnlichen Instrumentalschlachten und hingebungsvollen Schmettergesang. Etwas keltische Folkelemente oder klassische Zitate können auch nie schaden und voilà: schon ist das Werk dieser chilenischen Ein-Mann-Formation mit wenigen Worten trefflich umschrieben. Oder um es noch kürzer zu machen: dieses fließend produziertes Panoptikum lässt keinen noch so klischeehaften Fettnapf aus. Denn eines hat der Multiinstrumentalist David Hanus alias Barroquejón leider bei seinem Fantasy Solotrip gänzlich vergessen: diesem Werk fehlt einfach eine glaubhafte Seele. Die Arrangements wirken so vorausschaubar stolpernd und leidlich inspiriert zusammenklabustert, die Keyboardsounds sind dermaßen billig programmiert, die Einfälle einfach schon 1000x gehört, dass es einem nicht von der Geschichte, sondern von der Umsetzung ganz angst und bange wird. Sterile Drumsounds und krächzender "Gesang" setzen der Ring-Geschichte vollends die Krone des Untergangs auf. Jeder Ork würde mühelos diesen Ringträger zerschmettern. Ein Experiment, welches völlig in die Hosen ging, mehr als zwei Gnadenpunkte (einen als Exotenbonus, einen für den Versuch sich an "Der Herr der Ringe" zu wagen) sind hier wirklich nicht zu vergeben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004