CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Neil Zaza - Staring at the sun
(57:11, Mascot Records, 1999)

Wenn sich ein Gitarrist als Begleitmusiker u.a. Steve Smith und Ross Valery von Journey, sowie den Bassvirtuosen Stu Hamm mit an Bord holt, dann kann er so schlecht eigentlich nicht sein. Und richtig: das, was Neil Zaza aus seiner Gitarre herausholt, ist durchaus den Meistern seine Faches ebenbürtig, in der stilistischen Vielfalt hier und da aber noch eine Spur interessanter. Neben kräftigen Hard / Melodic Rock Grundgerüst, darf es ruhig funkig grooven, dürfen selbst klassische bzw. World Music Zitate nicht fehlen. Da wird mal kann flitzeflink über das Griffbrett gespurtet oder mit viel Gefühl die Saiten zum Schwingen gebracht. Technisches Können, sowie musikalische Interpretation stehen meist in ausgewogenem Gleichgewicht, auch wenn es bei einigen Sololäufen durchaus ein paar Noten weniger getan hätten. Dafür besitzt Neil Zaza ein gutes Gespür, für abwechslungsreiche, immer melodische Ideen und dramatischen Songaufbau. Klar, kann auch er sich nicht gewisser Vergleiche entziehen. Durch orientalisches Gegeige werden beim Opener "I spy" Erinnerungen an Led Zeppelins "Kashmir" wach, die gefühlvollen Saitenorgien bei "Lost in your dream" oder an anderer Stelle hat man auf diese Art auch schon von anderen Gitarreros gehört. Doch wie Zaza z.B. "Purple rain" rein instrumental neu interpretiert, wie er ansonsten die gelungene Balance zwischen schnellem Spiel und emotionaler Tiefe erreicht, macht ihn zu einem ebenbürtigen Griffbrettakrobaten in der oberen Liga des Genres. Ein Album für Gitarren-Fetischisten: beeindruckend und wirklich gut.

Kristian Selm



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