CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Violent Silence - Violent Silence
(48:31, Record Heaven, 2003)

Neben den leider in letzter Zeit vielen eher "normalen" Rock / Hard Rock Veröffentlichungen von Record Heaven, gibt es endlich wieder mal einen vielversprechenden progressiven Newcomer zu entdecken. Violent Silence kommen aus Schweden, besser gesagt aus Roine Stolt Town, sprich Uppsala. Jedoch fehlen auf ersten Blick die typisch skandinavischen Zutaten, nämlich traurige, melancholische Grundstimmung (okay, Violent Silence sind sicherlich weit entfernt von fröhlichen Schunkelrhythmen), jede Menge Mellotron, sowie offensichtliche folkloristische Wurzeln. Dennoch braucht sich das Quartett qualitativ nicht vor der heimischen, aber auch internationalen Konkurrenz zu verstecken. Überraschenderweise verzichtet der Vierer komplett auf Gitarre, jedoch fällt dies keinesfalls negativ auf. Ganz ehrlich muss ich eingestehen, dass ich das Fehlen erst beim Lesen der Infos im Booklet bemerkte! Keyboards - Schlagzeug - Bass bauen derart komplexe, leicht nervöse, aber interessant vielschichtige Strukturen auf, man vermisst kreischende oder gefühlvolle heulende Saiten in keinem Moment. Gegen die virtuosen, aber immer fokussierten Instrumentalparts, die meist in kompakte 5-minütige Songs gepackt sind, kann sich dennoch Sänger Bruno Edling sehr gut behaupten. Während im Hintergrund seine Kollegen spielerisch herumtoben, vor allem die wechselnden Keyboardsounds ständiger Unruheherd sind, legt er darüber mit warmer Stimme eher leicht verdauliche Gesangslinien. Einzig die fehlende Dynamik in seiner Stimme, das Verharren auf ähnlicher Tonhöhe, kann man ihm als Minuspunkt auf gesamte Spieldauer der CD ankreiden. Stilistisch sind Violent Silence eindeutig von den 70ern Progressive Rock Band inspiriert, lassen aber nur wenig eindeutige Vergleich durchscheinen. Dennoch wirkt ihr Gesamtsound keineswegs angetagt, sondern durch fast ständigen, lockeren, stets treibenden Groove modern. Sinfonische Elemente wechseln geschickt mit leicht jazz-rockigen, zappaesken Parts ab, verschachtelte Soli gehen über in beschwingt wippende Rockparts. Mit einem insgesamt sehr geschlossen wirkenden Gesamtsound legen Violent Silence ein äußerst vielsprechendes Fundament, welches zukünftig hoffentlich seine Weiterführung in weiteren Veröffentlichungen findet.

Kristian Selm



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