CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Trusties - We just want to rule the world
(59:16, Privatpressung, 2003)

"Trusties spielen Progressive Rock" behaupten ganz keck die fünf Finnen. "Oder ist es World Music mit irischen Einflüssen? Akustischer Heavy Metal gewürzt mit lateinamerikanischen Rhythmen?" Tja, so ganz sicher sind sie sich wohl selbst nicht, was sie denn nun spielen. Dementsprechend uneinheitlich bzw. abwechslungsreich - je nach persönlicher Sichtweise - ist ihr ganz bescheiden, mit einem Augenzwickern tituliertes Album "We just want to rule the world". Gerade die stilistische Unentschlossenheit ist die größte Schwierigkeit, die sich der Hörer bei den Trusties stellen muss. Bisweilen gelingen dem Fünfer aus dem hohen Norden spannungsgeladene Rock / Progressive Rock Strukturen, die sich je nach Bedarf mal im folkloristischen, Hard Rock oder im sinfonischen Bereich bedienen, geschickt mit Stimmungen und Tempo spielen. Kurzfristig kommen sogar beim Opener "Overture" Polkarhythmen im Stil von Höyry-Kone bzw. Alamaailman Vasarat zum Einsatz, mitunter geht es ruhig mal eine Spur komplexer zur Sache. Die Grundausrichtung ist jedoch fest in verdaulichen, immer nachvollziehbaren Melodien und Arrangements verwurzelt, die durchaus inhaltliche Tiefe besitzen, zeitlich mehr zurück in die 70er gehen. Vor allem die mehrstimmigen Gesangsharmonien wissen zu gefallen, von der instrumentalen Geschlossenheit her gibt's auch nichts zu meckern. Für einen recht eigenartigen Bruch sorgen jedoch immer wieder die einfacher gestrickten Rock-Nummern mit Sinfonic Appeal und leicht käsigem 80s Touch. Nicht, dass es sich um schlechtes Material handelt, aber die inhaltlichen Gegensätze sind letztendlich zu krass, lassen ein homogenes Gesamtbild des Albums vermissen. Wie so viele Bands, die zu vielseitig sein wollen, sitzen die Trusties zwangsläufig zwischen allen Stühlen. Die Ansätze und Tendenzen sind durchaus lobenswert, doch letztendlich hat man den Eindruck, dass jeder Stilausrichtung die entscheidenden letzten Prozente fehlen, da die Band sich nicht so recht entscheiden kann. "We just want to rule the world" ist auf jeden Fall ein sehr abwechslungsreiches Album und beweist, welches Potenzial bei den Finnen schlummert. Vielleicht sollten sich die Bandmitglieder auf eine gemeinsame Richtung einigen, so dass beim nächsten mal ein ausgewogeneres, insgesamt schlüssigeres Bild entsteht. Für den eigenen Höreindruck stehen ein paar Soundbeispiele auf der bandeigenen Homepage zur Verfügung.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2004