CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)
Pilygrym - Pilgrimage
(55:02, Privatpressung, 2004)
Pilgrym nennt sich das letzte Jahr gegründete Vehikel für die Zusammenarbeit der beiden britischen Musiker Andy Wells (Gesang, Gitarre, Bass, Keyboards) und Tony Drake (Gesang, Gitarre). Beide können auf allerlei musikalische Erfahrungen in diversen Bands und Projekten der unterschiedlichsten Musiksparten zurückgreifen, jedoch wollten sie sich bei Pilgrym mehr in Richtung anspruchsvolle, progressive Musik bewegen und damit ihre ganz eigene musikalische Herzensangelegenheit realisieren. Als Grundlage diente dafür laut eigener Aussage die alte Schule des britische Progressive Rocks, wie sich auch anglo-amerikanischer Prog Sound klanglich wiederfindet. Die neun Songs auf dem Debüt "Pilgrimage" bauen zu aller erst auf ein fundiertes, melodisches Gerüst. Die stilistische Breite reicht dementsprechend von mehr geradlinigen AOR Bombast, bis hin zu Soft Rock und sinfonischem Progressive Rock. Instrumental- und Gesangstitel halten sich ungefähr Waage, gemeinsam setzen sie aber auf eingängige, stets nachvollziehbare Grundstrukturen - ein vollkommen "melodisch korrektes" Album ohne jegliche Wiederhaken und Komplexität. "Pilgrimage" wandert damit einige mal auf dem schmalen Grat zwischen einer atmosphärische, inhaltlich stimmiger Gefühlswelt und etwas zu gefälligen, zu braven, leicht auszurechnenden Ideen. Was vor allem prächtig funktioniert, ist das stimmige Zusammenspiel von Gitarre und ausladender Keyboardbegleitung. Orgel und Mellotron legen einen sphärischen Unterbau, über dem sich die Gitarre in spielerischer Eleganz solistisch bewegt. Etwas sauer stößt einem dabei leider der sehr elektronisch, steril klingende Schlagzeugsound auf. Des weiteren sollte nicht unerwähnt bleiben, dass im zweiten Teil des Albums, wenn die beiden Protagonisten mehr düstere, dunkle Sounds in den Vordergrund stellen, die Songs wesentlich stimmiger wirken. "Pilgrimage" ist ein solides, gefälliges Werk mit einigen starken Momenten, wobei es aber auf der anderen Seite über weite Strecken jedoch zu stark in vorausschaubaren Grenzen verharrt. Trotzdem bei geschmacklicher Ausrichtung für die melodische, sinfonische Sparte zweifellos ein Antesten wert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004