CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)
Ozric Tentacles - Spirals in hyperspace
(69:41, Magna Carta, 2004)
Sehr eigenartig und undurchsichtig welche Labelpolitik Magna Carta inzwischen betreibt. War das amerikanische Label zu Beginn der 90er für qualitativ gut gemachten Prog Rock / Metal und angrenzende Spielarten bekannt, scheint es in letzter Zeit immer mehr zu einem Sammelbecken der verschiedensten Künstler zu werden, geht ein eindeutiges Labelprofil immer mehr flöten. Nachdem bei ihnen u.a. sogar der ehemalige Van Halen Frontmann David Lee Roth unter Vertrag steht, geht es mit den britischen Space Rockern von Ozric Tentacles wieder mal in eine ganz andere Richtung des Musikspektrums. Die seit Anfang der 80er Jahre bestehende Band, die mittlerweile mit ihren unzähligen Alben mehr als eine Million(!) Alben weltweit verkauft hat, erfindet sich auch auf "Spirals in hypersapce" keineswegs neu. Doch selten hatte ein Ozric Album solch einen lebendigen Livesound, kamen die Songs dermaßen druckvoll und transparent aus den Boxen. Gab es auf den Vorgängerwerken doch manches mal inhaltlichen Leerlauf, so hat die Musik nicht nur durch vermehrten Gitarreneinsatz auf einmal wieder die Magie der Frühwerke. Ob ausschweifende Jams, Blubberkeyboards oder tranceartige Patterns, Ozric Tentacles verbinden diverses aus Space Rock und World Music zu ihrem ganz ureigenen Stil. Zudem gibt es auf diesem Album ein Wiederhören mit dem ehemaligen Drummer Merv Pepler, haben ex-Gong Gitarrist Steve Hillage, sowie Gong Keyboarder Miquette Giraudi als Special Guest einen Auftritt. Jazzige Läufe, ätherisches Geflöte, knochentrockene Beats oder exstatische Grooves, Ozric Tentacles leben in ihrem ganz eigenen Kosmos, der schwebende, raumgreifenden Klänge. "Spirals in hyperspace" - ein gelungener Trip in andere Sphären.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004