CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Neronia - Nerotica
(61:37, Nova Entertainment, 2003)

1993 veröffentlichten Ulysses mit "Neronia" eines der besten Neo Prog Alben der frühen 90er. Produziert von Karl Groom und Clive Nolan ging man anschließend mit Pendragon auf Europatour, bevor es leider sehr schnell erheblich stiller um die Band aus dem Darmstädter Raum wurde. Etliche Besetzungswechsel später und mit dem neuen Bandnamen Neronia versehen, ist man nun nach langer Pause endlich wieder mit einem Album am Start. Aus Ulysseszeiten sind noch Schlagzeuger Robert Zoom und Gitarrist Mirko Rudnik am Start, Keyboarder und Sänger Falk Ullman, sowie Bassist Joerg Schaufert vervollständigen das aktuelle Line-Up. Stilistisch ist die Band inzwischen mehr im Melodic / Prog Rock Bereich verwurzelt, gelegentlich schimmern aber noch neo-proggige Einflüsse der eigenen Vergangenheit durch. Insgesamt kann man dem Quartett eine leichte Verspieltheit attestieren, ansonsten sind sie trotz Liedlängen, die teilweise im 7-8minütigen Bereich liegen, eher songdienlich kompakt unterwegs, bleiben vom Tempo mehr im getragenen Mid-Tempo verhaftet. Da Neronia vor allem verstärkt auf die melodische Komponente, sowie griffige Ideen setzen, die Gitarre inzwischen die Solistenrolle der Keyboards hauptsächlich übernommen hat, ist es für "Nerotica" nicht weiter schwierig, den direkten Weg in die Gehörgänge zu finden. Strittiger Widerhaken wird für einige Hörer sicherlich die eigenständige, prägnante Stimme von Frontmann Falk Ullman sein. Sein etwas in den Höhen überschlagendes, leicht quäkig wirkendes Organ setzt ein unverkennbares Markenzeichen. Aber auch den Songs hätten gelegentlich einige Straffungen in der Laufzeit ganz gut zu Gesicht gestanden. "Nerotica" bleibt nichtsdestotrotz ein solides, angenehm anhörbares Werk, welches verstärkt auf Melodien und mehr gedämpfte, zurückgenommene Atmosphäre setzt.

Kristian Selm



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