CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Mandalaband - The eye of Wendor: Prophecies
(44:45, Eclectic Discs, 1978)

Bevor sich David Rohl einen Namen als Ägyptologe machte, hatte er gleichfalls eine musikalische Vergangenheit. In den Jahren 1976 und 1977 nahm er als federführender Produzent, sowie gleichzeitiger Keyboarder der Mandalaband, in den Strawberry Studios das Konzeptwerk "The eye of Wendor" auf, welches sich nicht unerheblich an Tolkiens "Herr der Ringe" orientierte. Ursprünglich war die Geschichte über das Fantasyreich Wendor als Trilogie geplant, jedoch wurde aus verschiedensten Gründen - vor allem hinsichtlich des finanziellen Aspekts - nur der erste Teil auf Tonträger veröffentlicht. "The eye of Wendor" kam bereits 1992 auf CD heraus, wobei das jetzige Re-Issue von Eclectic Dics zum ersten mal das komplette ursprüngliche Artwork enthält, von den Originalbändern remastered wurde und zudem mit dem von Justin Hayward gesungenen Alternativmix von "Dawn of a new day" einen bisher unveröffentlichten Bonustitel präsentiert. Als musikalische Begleiter werkelten bei diesem Werk diverse Musiker von Barclay James Harvest mit, wobei vor allem Keyboarder Woolly Wolstenholme einen signifikanten Part übernahm und bei jedem Titel wiederzufinden ist. Weiterhin tragen 10cc, Justin Hayward von The Moody Blues, Maddy Prior von Steeleye Span, Noel Redding von Jimi Hendrix Experience, sowie Sad Café und The Hallé Orchestra ihren mehr oder minder deutlich hörbaren Anteil zum Gesamtwerk bei. Die einzelnen Sänger übernehmen verschiedene Rollen, mit Orchester und Chor, sowie weitgehendst sinfonischer, orchestraler Grundausrichtung, wird die volle klangliche Breitseite aufgefahren. Musikalisch schwankt das Album irgendwo zwischen ambitionierter Rockoper und kunstvoller End 70er Popmusik. Die Grundstruktur ist eingängig gehalten, ohne auf zu offensichtliche Plattitüden zurückzugreifen. Jedoch kommt man nicht umhin, "The eye of Wendor" einen etwas aufgeblasenen Gesamtsound zu attestieren. Die instrumentale Größe der verschiednen Instrumente wird voll ausgekostet, da muss es eben manchmal noch ein wenig Chor hier oder orchestraler Bombast da, sein, auch wenn man sicherlich mit weniger voluminösen Sound ausgekommen wäre. Dennoch gelingt David Rohl eine durchaus geschmackvolle Melange, der man trotz bisweilen übertriebenen Pathos und Kratzen an der Kitschgrenze, kompositorisches Geschick attestieren kann. So wechseln sich inhaltlich flotteren Mid-Tempo Nummern, die mehr auf den Rockaspekt setzen, mit salbungsvoll schmalzenden Balladen ab. Insgesamt ein durchaus hörenswertes, wenn auch für die 70er nicht unbedingt essentielles Konzeptwerk, bei dem sich vor allem Fans von Barclay James Harvest und The Moody Blues wiederfinden werden. Lobenswert vor allem, dieses Album endlich mit seinem ursprünglichen, aufwendig gestalteten Artwork zu veröffentlichen.

Kristian Selm



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