CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Kalo - Spiral dream
(58:20, Musea, 2004)

Neben den ganzen Extrembands aus Japan atmet doch immer noch das zartes Pflänzlein melodischer Töne. Kalo nennt sich eine neue Nippon Neo Prog Formation, hinter der sich vor allem der Gitarrist und Keyboarder Masahiro Uemura verbirgt. "Spiral dream" nennt er sein Erstlingswerk, wobei ihm Bassist Yan, sowie Schlagzeuger Koro Uemura zur Seite stehen. Als gelegentliche Sängerin auf drei Titeln darf Miori Naritomi auf durchaus angenehme Weise ihre Worte ins Mikrofon hauchen - immer mit der Einschränkung man kann mit den recht hohen Stimmen aus den fernen Osten etwas anfangen. Nachdem einem im Opener "Dharani" ein neo-klassisches, heavy Gitarrensolo um die Ohren geworfen wurde, die Gastsängerin in feinstem japanisch alles gibt, hat es den vielversprechenden Anschein, dass hier noch mehr kommt. Und richtig: immerfort werden daraufhin die wundervollsten Melodien ausgepackt, dass es ein wahre Pracht ist. Doch zu viel ist eben manchmal auch nicht gut. Die Grenze zur klebrigen Pappigkeit wird überschritten, die Übersüßung der Geschmacks- bzw. Hörnerven ist die Folge. Eigentlich schade, denn die interessante Mischung aus watteweichen, gut gespielten Neo Prog und New Age Anleihen im Stil von Kitaro funktioniert durchaus. Umschmeichelt und eingelullt vom ganzen Wohlklang bemerkt man so auch erst nach einiger Zeit, dass der Drumsound doch eine Spur zu steril aus den Fellen kommt, der Unterbau der wunderbar tirilierenden Gitarrensoli und epischen Keyboardteppiche doch zu arg nach Steckdose klingt. "Spiral dream" steckt voller schönster Melodien, bloß wäre hier mal wieder der alte Spruch "weniger ist mehr" nicht schlecht gewesen. Die Japaner scheinen eben gerne irgendwie alles zu übertreiben.

Kristian Selm



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