CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Hobbit - All for the one
(73:53, Privatpressung, 2003)

"Der Herr der Ringe" erfreut sich ja nicht erst seit der Verfilmung von Peter Jackson allgemeiner Beliebtheit, schon seit den frühen 70er Jahren wurden immer wieder Teile oder das Gesamtwerk von J.R.R. Tolkien in allen möglichen und unmöglichen Musikstilen verwurstet. Wenn man seine Band bereits Hobbit nennt, auf dem Cover der eine Ring prangt und das Album auch noch "All for the one" heißt, dann kann sich jeder halbwegs denken, woher wohl der Wind weht. Und richtig "All for the one" wickelt in mehr als 70 Minuten die komplette "Der Herr der Ringe" Geschichte ab, wobei es stilistisch hauptsächlich in den Rock / Pomp Rock Bereich geht, typische Progressive Rock und Folk Versatzstücke aber ebenfalls nicht fehlen dürfen. Doch irgendwie trieft hier so viel Klischeehaftes aus den Boxen - man bekommt hier alles von verzerrten, gruseligen Nazgulstimmen, überladenem Bombast bis hin zu geheimnisvoller Düsternis und dem unvermeidlichen, bedeutungsschwangeren Erzähler geboten - findet man hier zu viel sattsam Altbekanntes wieder, womit es wirklich ungemein schwer fällt, unvoreingenommen mit diesem Werk klarzukommen. Wirklich schlecht ist die Umsetzung von Hobbit keineswegs, aber auch nicht so gestaltet, dass es einen begeistert aus den Stiefeln haut. Interessanterweise geht die Geschichte der Band und die Entstehung der Songs bis in die späten 70er zurück, was unweigerlich dafür sorgt, dass auch auf den Kompositionen von "All for the one" mächtig Patina liegt, sie aber irgendwie auch ihren ganz eigenen Reiz haben. So bleibt letztendlich irgendwie ein großes Fragezeichen und die Ungewissheit zurück, nichts so recht etwas mit diesem Album anfangen zu können.

Kristian Selm



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