CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)
Evergrey - The inner circle
(48:15, InsideOut, 2004)
Weiter geht es mit metallischer Gehörgangsbearbeitung. In den hinlänglich ausgetrampelten Prog Metal Pfaden suchen viele Bands mittlerweile etwas abseits der Hauptrouten ihre eigenen Routen, aber immer noch in Sichtweite des ursprünglichen Weges. Bei Evergrey heißt dies: bombastischer, hymnischer Prog Metal in Vollbedienung, aber mit dunkler, düsterer Atmosphäre und songdienliche Strukturen versehen. Für das Konzeptwerk "The inner cirlce" - es geht um die Schmerzen und Prüfungen, die man durchlebt, wenn eine einem nahestehende Person einem religiösen Kult verfällt - nahmen sich die Schweden fünf Monate Zeit und heuerten zur klanglichen Ergänzung Backgroundsängerinnen, sowie einer Streicherquartett des Göteborger Symphonieorchesters an. Ansonsten vertraut man auf die üblichen Zutaten, die eine genretypische Prog Metal Scheibe auszeichnen, auch wenn in leicht modifizierter Form. Die Instrumentalschlachten sind wohltuend zurückgenommen, Stimmungen und Melodien fließen geschickt ins Gesamtkonzept ein, da darf auch mal etwas lauter am Mikrofon geschrieen werden, gerade noch an der Grenze des stimmlichen Überschlagens. Handwerklich und kompositorisch gibt's hier sicherlich nichts zu meckern, aber dennoch rauscht das Album gut und ambitioniert durch die Gehörgängen, ohne richtig hängen zu bleiben und den letzten Esprit auszuströmen. Das mag für die reinen Metalheads, die es gerne mal etwas anspruchsvoller mögen, okay sein - was keineswegs eine Abwertung der Metaljünger sein soll - der "gemeine" Proggie wird hier eher zurückhaltend bedient.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004