CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Cryptic Vision - Moments of clarity
(56:45, Privatpressung, 2003)

Auch wenn man das schwül-warme Florida nicht gerade mit Prog in Verbindung bringt, so gibt es natürlich auch dort einige Idealisten, die in gut klimatisierten Räumen ihrem Hobby frönen. Cryptic Vision gehören diesem geheimen Zirkel an und bestehen im Kern aus dem Trio Rick Duncan (Schlagzeug, Keyboards Gitarre, Bass), Todd Plant (Gesang) und Robert Vandyne (Keyboards, Gitarre), wobei die drei bereits in diversen anderen Projekten, seit den späten 80ern zusammenarbeiten. Als Liveband werden Cryptic Vision übrigens von den Circle II Circle / Jon Olivia Project Mitgliedern Matt La Porte und John Zahner unterstützt. Zudem werkelten auf dem vorliegenden Album "Moments of clarity" neben diversen Backgroundsänger/innen, auch einige Gastmusikern mit, namhaftester darunter sicher der ehemalige Kansas Geiger David Ragsdale. So klar die Aufgabenverteilung beim amerikanischen Trio, so klar auch die musikalische Grundausrichtung. Hier geht es direkt und schnörkellos Richtung sinfonischen Progressive Rock in typisch amerikanischer Ausprägung. Sprich es geht vom Grundkonzept eine Spur rockiger, leicht pompöser, pathetischer zu, manches mal vielleicht auch eine Spur zu schmalzig. Die Strukturen sind trotz deutlich progressivem Grundeinschlag, etwas geradliniger, von leichten AOR Elementen durchzogen, ohne dabei auf Sinfonik, Bombast, Härte, Breaks und ausschweifende Dynamikwechsel zu verzichten. Der Melodik- und Zugänglichkeitsfaktor steht eindeutig im Vordergrund, so dass "Moments of clarity" bereits beim ersten Durchgang prächtig in der Erinnerung haften bleibt, die fest verwurzelten, griffigen Melodien ein prägendes Markenzeichen im Konzept des amerikanischen Trios sind. Besonders die oftmals verschachtelten, hier und dort leicht überladen wirkenden Gesangsharmonien und leicht verspielten Instrumentalparts an Gitarre und Keyboards, nehmen einen prägenden, überzeugenden Anteil ein. Vor allem die instrumentalen Parts kommen konzentriert, aber keineswegs zurückgenommen auf den Punkt. Je nach Sichtweise werden hier typische Klischees in altbekannter Weise, gut bis sehr gut, solide und überraschungsfrei zusammengebaut oder bei etwas zynischer Betrachtungsart eben altbekannte Versatzstücke wieder mal neu aufgekocht. "Moments of clarity" kommt insgesamt aber trotzdem sehr sympathisch und keineswegs überzogen auf "Erfolg" gedrillt daher, hinterlässt insgesamt einen positiven Gesamteindruck.

Kristian Selm



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