CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Adaro - Schlaraffenland
(55:49, Tempus Fugit, 2004)

Erst kürzlich spielten sie zusammen mit der Kelly Family im Rockpalast (deren zweiter folgenschwerer Rockpalast Auftritt in kürzester Zeit, nachdem im Februar bereits die schwedischen Paatos mit den Kellys zu TV Ehren kamen), was auf den ersten Blick eher abschreckend, denn verkaufsfördernd wirkt. Aber wenn man schon die nicht gerade alltägliche Chance für Medienpräsenz hat, dann muss eben auch mit solch eigenartigen Kombinationen leben. Aber egal, Adaro nutzten die Chance und konnten so schon mal kräftig die Werbetrommel für den aktuellen Longplayer "Schlaraffenland" rühren. Adaro sind immer noch tief im Mittelalter verwurzelt, ihre sehr direkten, den Sinnesgelüsten des Lebens zugewandten Liedtexte, haben zum Teil mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel. Dafür rockt "Schlaraffenland", wie wohl kein Album zuvor. Viel mehr, als auf den Vorgängern, treten elektrische Instrumente aus der Jetztzeit in den Vordergrund, auch wenn z.B. Dudelsack, Drehleier, Flöte oder Krummhorn klanglich deutlich vernehmbar immer noch die Vergangenheit aufleben lassen. Gerade im Vergleich der unzähligen eher lospolternden Mittelalterbands, die sich in den letzten Jahren einer ungebrochenen Beliebtheit erfreuen, setzen Adaro dennoch nicht nur auf die Brachialkomponente, sondern altertümliche Fragilität findet ebenso beim agilen Fünfer seinen Platz. Vor allem durch seinen sehr differenzierten, aber immer voluminösen Sound, beeindruckt "Schlaraffenland" nachhaltig. Es gelingt durch gekonnte folkloristische und rockige Wendungen der Brückenschlag zwischen den Stilen und Zeiten. Altertümlich, aber dennoch modern.

Kristian Selm



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