CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)

13 Hertz - Full spectrum
(51:58, Privatpressung, 2003)

Die Presseinfo wartet mit einer Reihe sehr verheißungsvoller Namen auf. So werden 13 Hertz aus Minneapolis mit Einflüssen moderner Psychedelia von Schlage The Verve und Radiohead, der Bodenständigkeit und dem Groove von Ben Harper und Led Zeppelin, sowie der Komplexität und dem musikalischen Gewicht von Soundgarden und Tool beworben. Ganz eigenständig nennt man das, was 13 Hertz daraus machen "Metaphysical Rock". Puh, eine Menge Holz und Wortgewalt, somit auf die Suche nach Überprüfung und Findung des Wahrheitsgehaltes. "Full spectrum" bietet kein vollständiges, aber sehr breites Spektrum der vorher aufgezählten Inspirationsquellen, wobei sich vor allem gitarrendominierter Alternative Rock Einfluss in moderner Ausprägung mit einem gehörigen Maß an unplanbarer Sperrigkeit versehen, am deutlichsten herausschält. Darum ergänzen 13 Hertz allerlei Elemente, die sicherlich hier und da den ansatzweisen Vergleich mit den oben erwähnten Bands standhalten können. Eins fällt jedoch sofort auf: die Amerikaner sind keine Band für mal-so-kurz-im-Vorübergehen-anhören. Selbst nach wiederholtem Anhören, stößt man immer wieder auf unbequeme Phrasen, die so gar nicht den Weg in die Gehörgänge finden wollen. Melodien mit Wiedererkennungswert und Eingängigkeit: Fehlanzeige. Die düstere, traurige Grundstimmung, erfährt leider keine Auflösung in kurzfristiger Euphorie, man muss sich schon mit der andauernden Depri-Stimmung auf Dauer anfreunden, sonst hat man bei diesem Album verloren. Zwar schälen sich Fragmente aus unterschwelliger Schönheit heraus, findet sich versteckt in den meist in Mid-Tempo gehaltenen Alternative / Psychedelic Rockern, so etwas wie introvertierte Faszination. Erst gegen Ende des Album, in den letzten beiden Nummern, lösen 13 Hertz endgültig das Versprechen ein, welches sie in den zuvor folgenden Songs haben durchklingen und erwarten lassen. "Dug" und "Morningstar" verbinden psychedelischen Rock mit schleppender, sich langsam aufbauender Stimmung, die letztendlich in sorgsam erdachter Ekstase gipfelt. Mehr davon und dieses Album wäre wirklich ein absoluter Knaller. Somit bewegt sich "Full spectrum" auf überdurchschnittlichem Niveau und ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

Kristian Selm



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